Artwork

محتوای ارائه شده توسط Südwestrundfunk. تمام محتوای پادکست شامل قسمت‌ها، گرافیک‌ها و توضیحات پادکست مستقیماً توسط Südwestrundfunk یا شریک پلتفرم پادکست آن‌ها آپلود و ارائه می‌شوند. اگر فکر می‌کنید شخصی بدون اجازه شما از اثر دارای حق نسخه‌برداری شما استفاده می‌کند، می‌توانید روندی که در اینجا شرح داده شده است را دنبال کنید.https://fa.player.fm/legal
Player FM - برنامه پادکست
با برنامه Player FM !

Pinchas Kahanovitsch (Der Nister) – Von meinen Besitztümern

4:09
 
اشتراک گذاری
 

Manage episode 425610542 series 2550181
محتوای ارائه شده توسط Südwestrundfunk. تمام محتوای پادکست شامل قسمت‌ها، گرافیک‌ها و توضیحات پادکست مستقیماً توسط Südwestrundfunk یا شریک پلتفرم پادکست آن‌ها آپلود و ارائه می‌شوند. اگر فکر می‌کنید شخصی بدون اجازه شما از اثر دارای حق نسخه‌برداری شما استفاده می‌کند، می‌توانید روندی که در اینجا شرح داده شده است را دنبال کنید.https://fa.player.fm/legal
Ein Autor mit dem jiddischen Pseudonym „Der Nister“, das heißt „Der Verborgene“ – hier ist schon der Name Programm. Der jüdische Schriftsteller Pinchas Kahanovitsch stammte aus dem Gebiet der heutigen Ukraine. Er überlebte die Pogrome in der Folge der Russischen Revolution und den Zweiten Weltkrieg mit der Shoa. 1950 aber fiel er einer antisemitischen Kampagne Stalins zum Opfer. Vor wenigen Jahren wurde sein Grab wiederentdeckt. Auch sein Werk galt lange als Geheimtipp. Daniela Mantovan hat den verborgenen literarischen Schatz nun gehoben: Insgesamt sechs märchenhafte, aber nicht immer ‚schöne’ Erzählungen des Nister liegen jetzt als Neuübersetzung vor. Der Titel: „Von meinen Besitztümern“.

Die Grenzen der Tradition

Der Nister verstand sich zeitlebens als Symbolist. Die Härten des Lebens schildert er in poetisch verdichteten, zum Teil surrealen Bildern. Dabei stellt er Grundlegendes in Frage – etwa den Wert der überlieferten Schriften oder den Sinn weltabgewandter Gelehrsamkeit. Die Erzählung „Unterm Zaun“ beispielsweise kostet die tragikomische Fallhöhe aus, wenn der hoch angesehene Lehrer einer jüdischen Eremitenschule sich ausgerechnet in eine Zirkusartistin verliebt. Sein Liebeswahn gipfelt in der Vision eines Gerichtsverfahrens in der Manege, für das der Zirkusdirektor auf Plakaten wirbt:
Der letzte Eremit wird über seine Vorgänger und Lehrer, über seine Nachfolger und Schüler zu Gericht sitzen. Dann war zu lesen, dass als Beisitzer und stellvertretende Richter die weltbekannten Clowns Jack, Mac und Schlimm-Schlammassel auftreten würden. Und ferner hieß es, das Publikum werde großen Spaß haben, weil sicher alle Angeklagten zum Tod durch Verbrennen verurteilt werden würden. (S. 84)

Quelle: Pinchas Kahanovitsch (Der Nister) – Von meinen Besitztümern

Es ist ein schwacher Trost, dass sich ein Teil dieser Schrecknisse als Alptraum eines Betrunkenen entpuppt. Denn so oder so ist dem Außenseiter, der die von der Gesellschaft gesetzten Grenzen überschreitet, ein böses Ende beschieden.

Eine politische Botschaft

Die titelgebende Geschichte „Von meinen Besitztümern“ ist eine Variante des Märchens „Vom Fischer und seiner Frau.“ Der Nister selbst erscheint hier als zweifelhafter Held, der hoch steigt und tief fällt, weil er nicht genug kriegen kann. Nach einer Himmelsreise in ein Land des Drecks wird Schmutz zu Gold, so dass er alles kauft, was man für Gold kaufen kann. Dann bittet er den russischen Bären zum Tanz, der als gottgleiche Instanz im Zeichen des Sowjetsterns regiert und besiegelt damit seinen Untergang. Fortan muss er zehn irdische Bären füttern, bis ihm nur noch seine Finger bleiben, um deren Hunger zu stillen. Ist das der Wahn eines Irren? Oder belegen die blutigen Hände des Nister, dass die Bedrohung durch den „Sternbären“ real ist?
Am Ende blieb nur – und es gab keinen anderen Ausweg –, dass der Nister alles dem Doktor des Irrenhauses schreiben solle und sich wegen der ungebetenen Gäste und der häufigen Besuche beklagen solle. Der Vorschlag wurde angenommen und es blieb dabei. Der Nister schrieb alles auf, aber weil er keine Finger mehr hatte, schmierte er dem Doktor die ganze Geschichte mit Blut hin, und seitdem wartet er auf eine Antwort. (S. 131)

Quelle: Pinchas Kahanovitsch (Der Nister) – Von meinen Besitztümern

Die Kunst des Märchens

Der Nister schildert eine zutiefst körperliche, zugleich aber magische Welt: Übergänge zwischen Himmel und Erde sind jederzeit möglich, alternative Realitäten durchdringen sich. Menschen und Tiere, Sterne und Winde treten in Dialog. Seine Geschichten erinnern nicht zufällig an Gemälde von Marc Chagall, an Kafka und das romantische Kunstmärchen. Sie sind ein wichtiger Teil der jiddischen Literatur, deren Wiederentdeckung dringender ist denn je.
  continue reading

131 قسمت

Artwork
iconاشتراک گذاری
 
Manage episode 425610542 series 2550181
محتوای ارائه شده توسط Südwestrundfunk. تمام محتوای پادکست شامل قسمت‌ها، گرافیک‌ها و توضیحات پادکست مستقیماً توسط Südwestrundfunk یا شریک پلتفرم پادکست آن‌ها آپلود و ارائه می‌شوند. اگر فکر می‌کنید شخصی بدون اجازه شما از اثر دارای حق نسخه‌برداری شما استفاده می‌کند، می‌توانید روندی که در اینجا شرح داده شده است را دنبال کنید.https://fa.player.fm/legal
Ein Autor mit dem jiddischen Pseudonym „Der Nister“, das heißt „Der Verborgene“ – hier ist schon der Name Programm. Der jüdische Schriftsteller Pinchas Kahanovitsch stammte aus dem Gebiet der heutigen Ukraine. Er überlebte die Pogrome in der Folge der Russischen Revolution und den Zweiten Weltkrieg mit der Shoa. 1950 aber fiel er einer antisemitischen Kampagne Stalins zum Opfer. Vor wenigen Jahren wurde sein Grab wiederentdeckt. Auch sein Werk galt lange als Geheimtipp. Daniela Mantovan hat den verborgenen literarischen Schatz nun gehoben: Insgesamt sechs märchenhafte, aber nicht immer ‚schöne’ Erzählungen des Nister liegen jetzt als Neuübersetzung vor. Der Titel: „Von meinen Besitztümern“.

Die Grenzen der Tradition

Der Nister verstand sich zeitlebens als Symbolist. Die Härten des Lebens schildert er in poetisch verdichteten, zum Teil surrealen Bildern. Dabei stellt er Grundlegendes in Frage – etwa den Wert der überlieferten Schriften oder den Sinn weltabgewandter Gelehrsamkeit. Die Erzählung „Unterm Zaun“ beispielsweise kostet die tragikomische Fallhöhe aus, wenn der hoch angesehene Lehrer einer jüdischen Eremitenschule sich ausgerechnet in eine Zirkusartistin verliebt. Sein Liebeswahn gipfelt in der Vision eines Gerichtsverfahrens in der Manege, für das der Zirkusdirektor auf Plakaten wirbt:
Der letzte Eremit wird über seine Vorgänger und Lehrer, über seine Nachfolger und Schüler zu Gericht sitzen. Dann war zu lesen, dass als Beisitzer und stellvertretende Richter die weltbekannten Clowns Jack, Mac und Schlimm-Schlammassel auftreten würden. Und ferner hieß es, das Publikum werde großen Spaß haben, weil sicher alle Angeklagten zum Tod durch Verbrennen verurteilt werden würden. (S. 84)

Quelle: Pinchas Kahanovitsch (Der Nister) – Von meinen Besitztümern

Es ist ein schwacher Trost, dass sich ein Teil dieser Schrecknisse als Alptraum eines Betrunkenen entpuppt. Denn so oder so ist dem Außenseiter, der die von der Gesellschaft gesetzten Grenzen überschreitet, ein böses Ende beschieden.

Eine politische Botschaft

Die titelgebende Geschichte „Von meinen Besitztümern“ ist eine Variante des Märchens „Vom Fischer und seiner Frau.“ Der Nister selbst erscheint hier als zweifelhafter Held, der hoch steigt und tief fällt, weil er nicht genug kriegen kann. Nach einer Himmelsreise in ein Land des Drecks wird Schmutz zu Gold, so dass er alles kauft, was man für Gold kaufen kann. Dann bittet er den russischen Bären zum Tanz, der als gottgleiche Instanz im Zeichen des Sowjetsterns regiert und besiegelt damit seinen Untergang. Fortan muss er zehn irdische Bären füttern, bis ihm nur noch seine Finger bleiben, um deren Hunger zu stillen. Ist das der Wahn eines Irren? Oder belegen die blutigen Hände des Nister, dass die Bedrohung durch den „Sternbären“ real ist?
Am Ende blieb nur – und es gab keinen anderen Ausweg –, dass der Nister alles dem Doktor des Irrenhauses schreiben solle und sich wegen der ungebetenen Gäste und der häufigen Besuche beklagen solle. Der Vorschlag wurde angenommen und es blieb dabei. Der Nister schrieb alles auf, aber weil er keine Finger mehr hatte, schmierte er dem Doktor die ganze Geschichte mit Blut hin, und seitdem wartet er auf eine Antwort. (S. 131)

Quelle: Pinchas Kahanovitsch (Der Nister) – Von meinen Besitztümern

Die Kunst des Märchens

Der Nister schildert eine zutiefst körperliche, zugleich aber magische Welt: Übergänge zwischen Himmel und Erde sind jederzeit möglich, alternative Realitäten durchdringen sich. Menschen und Tiere, Sterne und Winde treten in Dialog. Seine Geschichten erinnern nicht zufällig an Gemälde von Marc Chagall, an Kafka und das romantische Kunstmärchen. Sie sind ein wichtiger Teil der jiddischen Literatur, deren Wiederentdeckung dringender ist denn je.
  continue reading

131 قسمت

All episodes

×
 
Loading …

به Player FM خوش آمدید!

Player FM در سراسر وب را برای یافتن پادکست های با کیفیت اسکن می کند تا همین الان لذت ببرید. این بهترین برنامه ی پادکست است که در اندروید، آیفون و وب کار می کند. ثبت نام کنید تا اشتراک های شما در بین دستگاه های مختلف همگام سازی شود.

 

راهنمای مرجع سریع