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König Harold lebt! - Legenden um die Schlacht von Hastings

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Es war absehbar: Der englische König Edward der Bekenner würde keinen Nachfolger hinterlassen. Nun, nach seinem Tod im Jahr 1066, begann ein Game of Thrones zwischen Anwärtern aus halb Europa um die Nachfolge des Königs. Die Entscheidung fällt in einer Schlacht, deren Jahreszahl man irgendwann schon einmal gehört hat: 1066 prallen Wilhelm der Eroberer und König Harold bei Hastings aufeinander. Ein Schicksalstag nicht nur in der mittelalterlichen Geschichte. Von Fiona Rachel Fischer

Credits
Autorin dieser Folge: Fiona Rachel Fischer
Regie: Sabine Kienhöfer
Es sprachen: Christian Baumann, Andreas Neumann, Katja Amberger
Technik: Daniela Röder
Redaktion: Thomas Morawetz

Im Interview:
Prof. Jörg Schwarz, Universität Innsbruck
Linktipps:

TATORT GESCHICHTE - TRUE CRIME MEETS HISTORY

"Gott will es" - Der 1. Kreuzzug und die blutige Eroberung Jerusalems

Vor über 900 Jahren machten sich verschiedene Heere von Kreuzfahrern auf den Weg nach Jerusalem, um die "Heilige Stadt" von den "Ungläubigen" zu befreien. Im Juli 1099 beginnt dann ein brutaler und blutiger Angriff gegen die muslimischen und jüdischen Einwohner. Wir beleuchten zusammen mit Prof. Dr. Georg Strack, wie es zu diesem Gemetzel kommen konnte und was hinter der Anziehungskraft Jerusalems für drei Weltreligionen steckt.
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Literatur:

Dominik Waßenhoven: 1066. Englands Eroberung durch die Normannen. München 2016. (Detaillierte Beschreibung der Geschehnisse von 1066 und deren Hintergründe, mit verständlicher Abwägung der verschiedenen Quellen und ihrer abweichenden Berichte)

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

ERZÄHLERIN:

London, der 5. Januar 1066. Um das Gemach des englischen Königs sind seine treuesten Anhänger versammelt. In ihrer Mitte liegt Edward, alt, schwach und dem Tode nahe. Es ist der Tag, den viele gefürchtet und viele andere herbeigesehnt haben. Denn mit dem letzten Atemzug des Königs wird der Kampf um den englischen Thron eröffnet sein.

SPRECHER 1:

Die Herrschaft unter Edward the Confessor, Eduard dem Bekenner, war lange und glorreich. Mit seiner Thronbesteigung vor über 20 Jahren hatte er die jahrelange skandinavische Fremdherrschaft über England beendet und sich als großer Förderer der Kirche hervorgetan. Edward wird der letzte des angelsächsischen Hauses von Wessex sein, der die englische Krone trägt.

SPRECHER 2:

Es heißt, Edward hätte eine Josephsehe geführt, also: eine Ehe ohne Sexualakt. Für diese Keuschheit wird er im 12. Jahrhundert heiliggesprochen und erhält den Beinamen „Confessor“ – „Bekenner“

ERZÄHLERIN:

Doch seine Kinderlosigkeit, das Fehlen eines Thronfolgers, ist schon seit Jahren ein immer größer werdendes Problem. Jetzt aber bedarf es ganz dringend einer endgültigen Lösung.

O-TON (ehemals 2):

Das Problem bei Edward dem Bekenner war so ein bisschen, dass er sich wohl im Laufe seiner dann doch relativ langen Regierungszeit - Sie müssen sich vorstellen, er regierte von 1042 bis 1066 -, […] dass er sich wohl immer wieder auch mal umentschieden hat, wer sein potenzieller Nachfolger werden sollte. […] Also er war, im Rückblick betrachtet, sozusagen nicht ganz unschuldig an dem, was dann im Jahr 1066 an Thronwirren, an Unruhen, an kriegerischen Ereignissen in der Geschichte Englands passiert ist.

SPRECHER 2:

Der Historiker Professor Jörg Schwarz. Er hat den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Innsbruck inne. Seit langem schon beschäftigt er sich mit dem berüchtigten Jahr 1066 – (engl. ausgesprochen) dem Jahr 1066.

Musik: The kings arrival 0‘27

ERZÄHLERIN:

Ein Jahr, in dem die Ordnung in Anglia völlig auf den Kopf gestellt werden wird. Denn ohne einen leiblichen Thronerben gieren Machthaber in ganz Europa nach der englischen Krone. Die einzige Chance für die Großen des Landes, ein Machtvakuum zu verhindern, ist ein sofortiger Machtübergang auf einen starken Nachfolger.

ERZÄHLERIN:

Dafür kommen nach den Maßstäben der Zeit mehrere Kandidaten infrage:

SPRECHER 1:

Herzog Wilhelm von der Normandie, William of Normandy, ein enger Verbündeter des Königs.

SPRECHER 2:

Harold Godwinson, der älteste Sohn einer der mächtigsten angelsächsischen Familien und Schwager des Königs.

SPRECHER 1:

Edgar Etheling, der etwa 14-jährige Enkel vom früheren englischen König Edmund Ironside oder Eisenseite.

ERZÄHLERIN:

Auf seinem Sterbebett inmitten seiner Berater wählt König Edward nun kurz vor seinem Tod –

SPRECHER 2 (triumphal):

Harold Godwinson, den Earl von Wessex.

O-TON 3:

Am 5. Januar 1066 wurde er zum neuen König erhoben, und zwar von einem sehr interessanten Gremium, nämlich vom sogenannten Witenagemot, also von einem Rat weiser Männer, einem Kronrat, könnte man sagen. Die großen Magnaten Englands kamen hier zusammen und haben ihn zum neuen König erhoben, um sozusagen sofort Nägel mit Köpfen zu machen, um sofort zu garantieren, dass also die Regierungsgewalt Englands in diesen ersten Tagen nach dem Tod Eduards des Bekenners weitergehen kann, dass die Regierungsfähigkeit Englands gewährleistet werden kann.

ERZÄHLERIN:

König Harold etabliert sich wie erhofft sofort als starker Herrscher und regiert das Land mit fester Hand nach Vorbild Edwards.

Musik: To vaes Dothrah 0’35

SPRECHER 1:

Doch es ist weithin bekannt, dass in ganz Europa Vorbereitungen getroffen werden, andere Ansprüche geltend zu machen. In einem Kampf auf Leben und Tod. Denn der unanfechtbar rechtmäßige Herrscher ist er nicht. Andere Mächtige glauben, einen besseren Anspruch auf den englischen Thron zu haben.

ERZÄHLERIN:

In diesem Frühjahr machen die Bewohner Europas eine beängstigende Beobachtung: Es erscheint am Firmament ein Kommet.

SPRECHER 2:

Ein göttliches Zeichen!

O-TON 4:

Man geht heute davon aus, dass es der Halleysche Komet gewesen ist, also ein Komet, der zyklisch wiederkehrt und der immer wieder auch beobachtet werden kann. Dieser Komet unterstreicht in den Narrativen, in den Erzählungen das Ereignis, also man verbindet ganz gerne in diesen mittelalterlichen Geschichtserzählungen das Auftauchen von Kometen, von bestimmten Sternkonstellationen mit Ereignissen auf der Erde. Und es soll den Menschen zeigen: Jetzt ist Gott zu sehen. Jetzt unterstreicht Gott sozusagen die Dinge, die auf Erden passieren.

Musik: Victory does not make 0‘35

ERZÄHLERIN:

Harold regiert in der ständigen Erwartung, dass seine Herrschaft angefochten wird. Sein wachsamer Blick geht dabei Richtung Frankreich.

SPRECHER 1:

Und in der Tat. In der Normandie laufen die Kriegsvorbereitungen schon auf Hochtouren. Der dortige Herzog Wilhelm, seines Zeichens Normanne, hatte vor Jahren von Edward das Versprechen erhalten, sein Nachfolger zu werden.

O-TON 5:

Die Quellen, die über ihn erzählen, sind doch oftmals sehr, sehr panegyrisch, also sehr, sehr lobpreisend. Und sie schildern uns natürlich in den großartigsten Farben. Aber nach allem, was wir wissen können, muss es eine sehr, sehr starke, eine sehr, sehr durchsetzungsfähige Persönlichkeit gewesen sein, der vor allen Dingen mit einer unendlich großen Entschlusskraft an all die Probleme, die sich ihm stellten, immer wieder herangegangen ist.

Musik: Attacking the slags 0‘45

ERZÄHLERIN:

Hunderte Langschiffe im Stile der Wikinger lässt der Normanne nach Vorbild seiner skandinavischen Ahnen bauen, um sein riesiges Heer transportieren zu können. Es ist eine der größten Flotten der damaligen Zeit. Zeitgleich schmiedet der Herzog ein Bündnissystem, um seinen Herrschaftsanspruch zu bestärken. Denn es gibt noch einen Grund, weshalb angeblich Wilhelm statt Harold auf dem englischen Thron sitzen sollte:

SPRECHER 1:

Harold Godwinson hatte einige Jahre zuvor dem Herzog der Normandie seine Treue geschworen.

SPRECHER 2:

Allerdings: Unter Nötigung!

SPRECHER 1:

Nichtsdestotrotz bedeutet das, dass Harold Wilhelms Herrschaftsanspruch unterstützen muss – oder seinen Eid brechen. Ausgerechnet der gerade frisch gekürte König müsste also seinem Konkurrenten - auf den Thron helfen.

ERZÄHLERIN:

So jedenfalls behauptet es der Teppich von Bayeux, eine bedeutende Quelle für die Zeit. „Teppich“ ist eigentlich nicht richtig, vielmehr handelt es sich dabei um eine 70 Meter lange Stickerei auf Leinen, die vermutlich nur wenige Jahre nach 1066 gefertigt worden ist und die die Geschichte der normannischen Eroberung in Bildern und Textstücken erzählt.

O-TON 6:

Der Teppich hat den Vorzug, dass er im Grunde funktioniert wie ein moderner Comicstrip. […] Wir erfahren ganz viel über die normannische Eroberung über diesen Teppich. Aber wir erfahren neben diesen Dingen zu romantischen Eroberungen auch ganz, ganz viel aus der Geschichte der Alltagskultur, der materiellen Kultur des Mittelalters. Es sind Rüstungen, es sind Kleidungen, es sind Speisen und Getränke, sind Becher, und alles Mögliche ist dort dargestellt. Also es ist eine einzigartige Quelle. Man kommt aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus, wenn man sich mit diesem Teppich beschäftigt.

ERZÄHLERIN:

Wer wann den Teppich zu welchem Zweck in Auftrag gegeben hat, kann man nicht mit Gewissheit sagen. Aber man kann ein Ansinnen erkennen, das hinter dem Stickwerk zu stehen scheint:

O-TON 7:

Der Teppich hat im Grunde ein großes Narrativ, also eine durchgehende Erzählung, und das Narrativ heißt: „Wer ist der legitime Herrscher über England?“ […] Der Teppich hat also ganz bestimmte Dinge, die sich damals in England gezeigt haben, ganz bewusst ausgeblendet und ist insofern natürlich eindeutig ein normannisches Propagandainstrument.

ERZÄHLERIN:

Die Frage nach dem legitimen Herrscher Englands beantwortet der Teppich ganz eindeutig: William ist das.

SPRECHER 1:

Doch noch ist der Herzog nicht ausreichend gerüstet, um seinen Anspruch geltend zu machen.

O-TON (ehemals 1):

Wir verbinden mit diesem Jahr die normannische Eroberung Englands […] Aber in diesem Jahr haben mehrere kriegerische Ereignisse um die Krone Englands, um das Königreich England stattgefunden. Durchaus nicht nur die berühmte Schlacht von Hastings vom 14. Oktober 1066, sondern auch im Vorfeld einige andere bedeutende Schlachten.

Musik: Jaws of the viper 0’27

ERZÄHLERIN:

Denn es gibt durchaus noch andere Machthaber, die den englischen Thron für sich gewinnen wollen und jetzt ihren Anspruch auf Leben und Tod ausfechten. Für eine kurze Zeit machen sich dadurch ganz andere Zukunftsvisionen für Anglia auf: Während nun Harold die Invasion Wilhelms im Süden erwartet, wird er plötzlich im Nordosten Englands angegriffen - gleich von zwei Seiten.

SPRECHER 2:

Einmal von seinem abtrünnigen Bruder, Tostig Godwinson, dem ehemaligen Earl von Northumbria, der wegen seiner autoritären Herrschaft vor kurzem von Harold ins Exil geschickt wurde. Nun, im Mai, kehrt er zurück und beginnt, die englischen Küsten zu überfallen und zu verwüsten.

ERZÄHLERIN:

Der zweite Angreifer ist der König von Norwegen, Harald Hardrada, der „Harte“, der auf den Orkney-Inseln landet. Er möchte das Nordseereich von seinem Vorgänger Knut dem Großen, wieder aufbauen, der über England und große Teile Skandinaviens und Norddeutschlands geherrscht hatte. Daraus zieht Harald Hardrada jetzt seinen Anspruch auf die Krone Englands. In Schottland treffen die beiden Invasoren aufeinander und verbünden ihre Streitkräfte für einen vernichtenden Schlag. König Harold wird benachrichtigt, doch in Northumbria stellen sich die Earls ohne seine Verstärkung den Eindringlingen entgegen: am 20. September, bei der Schlacht von Fulford nahe York.

O-Ton 8:

Fulford Gate war ein großartiger Sieg der Norweger, ein großartiger Sieg der norwegischen Invasoren, die mit einer Flotte von 300 Wikingerschiffen ganz in der Nähe dieses Ortes gelandet sind, an der Küste von Yorkshire dann mit ihren Truppen ins Landesinnere vorgedrungen sind, die sich dort dann einen Kampf geliefert haben mit den Angelsachsen und die diesen Kampf gewonnen haben. Also es schien zunächst einmal alles ganz großartig zu sein für die Norweger.

Musik: Game of thrones 0‘25

SPRECHER 2:

Harold reagiert sofort auf die Niederlage der Earls. Er eilt mit seinen Truppen nach York und überrascht die Invasoren in Stamford Bridge. Am 25. September schlägt er seine Konkurrenten vernichtend.

O-TON 9:

Der Schlachtverlauf dieser ersten beiden großen Schlachten des Jahres 1066, Fulford Gate oder Stamford, ist sehr, sehr schwer zu rekonstruieren. Die Quellen sind oftmals sehr ungenau und sehr, sehr schematisch, geben vielfach nur Gemeinplätze oder Topoi wieder.

SPRECHER 2 (episch):

Ein einzelner Norweger soll bei der Schlacht von Stamford Bridge eine hölzerne Brücker über dem Fluss Derwent verteidigt und dadurch Harolds Armee gestoppt haben – bis ein mutiger Angelsachse unter die Brücke schwamm und den feindlichen Soldaten mit einem Speer tötete.

ERZÄHLERIN:

Derartige Legenden gibt es bei solchen schicksalshaften Schlachten aber wohl immer. Sicher ist aber etwas Entscheidendes: Sowohl Tostig als auch Harald Hardrada haben bei dem Versuch, die englische Krone zu gewinnen, ihr Leben gelassen. Ihre Truppen sind damit besiegt – und Harold konnte die norwegische Invasion Englands vereiteln. Allerdings nur durch eine große Kraftanstrengung seines angelsächsischen Heers.

Musik: Fire and blood 0‘50

SPRECHER 2:

Ist Harolds Thron damit sicherer geworden? – Nein. Erst jetzt naht die die noch weit größere Gefahr für die Herrschaft des angelsächsischen Königs.

SPRECHER 1:

Denn in der Zwischenzeit hat Herzog Wilhelm seine Invasionsvorbereitungen beendet. Er wartet nur noch auf günstigen Wind, um seine Streitkräfte über den Ärmelkanal nach England zu schiffen. Acht Wochen ziehen ins Land. Es ist der 27. September, zwei Tage nach der Schlacht gegen die Norweger, als sich der Wind dreht. Einen Tag später landet er in Pevensey und zieht sofort weiter. Nach Hastings.

SPRECHER 2:

Trotz seiner schweren Verluste eilt König Harold mit seiner Armee in den Süden Englands, um dem normannischen Eindringling entgegenzutreten und sein angelsächsisches Reich zu verteidigen. Die Geschwindigkeit, mit der er die große Distanz einmal quer durch England zurücklegt, ist enorm. Enorm anstrengend.

Musik Finale 0’45

ERZÄHLERIN:

Am 13. Oktober kommt der Angelsachse in Hastings an und überrascht William im Morgengrauen des 14. Oktobers mit einer siebentausend Mann starken Armee, die auf einer Anhöhe Aufstellung nimmt.

SPRECHER 1:

Doch Wilhelm und seine Soldaten sind schon allein waffentechnisch eine Übermacht – und zudem frisch ausgeruht.

ERZÄHLERIN:

Harolds Armee besteht aus gut trainierter Infanterie und eingezogenen Bauern. Reiter hat er keine und Bogenschützen seit der Schlacht von Stamfordbridge nicht mehr.

SPRECHER 2 (stolz):

Als die ersten normannischen Pfeile und Bolzen fliegen, halten die angelsächsischen Krieger den Schildwall gut.

O-TON 10:

Und wir können nach allem, was wir wissen, rekonstruieren, dass die Normannen am Anfang ein bisschen dadurch im Nachteil waren, weil sie offensichtlich ein Gelände heraufreiten mussten, mit ihren Pferden, mit ihrer Armee und die Angelsachsen von einer erhöhten Position sozusagen auf diese angreifenden Normannen einschlagen konnten. Und so hat der Schlachtenverlauf zunächst einmal fast einen unentschiedenen Ausgang genommen. Es blieb also sehr, sehr lange alles in der Schwebe.

Musik: The throne is mine 0‘55

ERZÄHLERIN:

Dann breitet sich Tumult in den Reihen der Normannen aus. Wilhelm, der Anführer, sei gefallen!

SPRECHER 1 (dringlich):

Doch das ist nur ein Gerücht. Angeblich riss sich der Herzog seinen Helm vom Kopf, um zu beweisen, dass er nach wie vor seinen Truppen beisteht. Dass es sich weiter zu kämpfen lohnt.

SPRECHER 2:

Einige angelsächsische Soldaten haben jedoch bereits den Schildwall verlassen, um die Unruhe des Feindes zu nutzen.

SPRECHER 1 (gerissen):

Das bringt Wilhelm auf eine Idee. Er ändert seine Strategie: Er täuscht eine neuerliche Flucht seiner Truppen vor und verleitet die Angelsachen dazu, ihre eigene Formation zu lockern, den fliehenden Normannen hinterher, doch die wenden sich plötzlich gegen die angelsächsischen Normannen und…

ERZÄHLERIN (darüber):

Es ist eine der längsten Ritterschlachten des Mittelalters. Wo bei anderen Kämpfen nach wenigen Stunden unter der schweren Rüstung die Kraft abhandenkommt, dauert die Schlacht von Hastings vom Vormittag bis in die Abendstunden. Bis schließlich –

SPRECHER 2:

Der König ist tot! Der König ist tot!

ERZÄHLERIN:

– Harold Godwison fällt. Die angelsächsischen Truppen geraten in Panik. Zum Schluss sind sie es, die fliehen und von den Normannen aufgerieben werden.

SPRECHER 1:

War es ein Pfeil ins Auge, wie es der Teppich von Bayeux zeigt? War es ein tödlicher Schwerthieb? Bis heute ist dieses Rätsel nicht gelöst. Doch so viel ist klar: damit ist der Weg zum Thron für Wilhelm frei.

SPRECHER 2 (ein wenig pikiert):

Nun, nicht ganz. Erst muss er sich krönen lassen, und dafür muss er erst einmal nach London kommen.

O-TON 11:

Und er musste sozusagen die Londoner auf seine Seite bringen. Ja, und hat es dann auch geschafft, sozusagen nach London einzudringen. Er geht von Hastings die englische Südküste entlang über Dover. Er schafft es relativ schnell, diese wichtige Stadt Dover zu erobern und dort zu residieren, und zieht dann sozusagen wiederum die Richtung ändernd von Dover in Richtung London.

ERZÄHLERIN:

Er verwüstet die Südküste und nimmt die Hauptstadt in Angriff. Dort unterwirft er die wichtigsten Magnaten des alten Anglia und beginnt mit den Vorbereitungen der Krönung.

SPRECHER 1:

Dafür hält er sich genau an die angelsächsische Ordo, das alte Krönungszeremoniell. Er stellt sich damit in die Tradition seiner angelsächsischen Vorgänger.

Musik: First of his name 0‘35

ERZÄHLERIN:

An Weihnachten, dem 25. Dezember 1066, findet die Krönung in der von Edward erbauten Westminster Abbey statt. Dort wird Wilhelm gesalbt und als neuer König ausgerufen. Um beide Völker anzusprechen, findet die sogenannte Akklamation in normannischer und in angelsächsischer Sprache statt. Trotzdem oder gerade deswegen kommt es zum Missverständnis.

O-TON 12:

Das war ein doch recht großer Lärm, den diese Akklamation dann hervorrief. Also es war ein Rufen und ein Schreien und die Leute, die außerhalb der Kirche warteten, bis das ganze Zeremoniell zu Ende war, die missdeuteten diese Rufe und dieses Schreien als einen Tumult, als irgendetwas, was schiefgelaufen ist, und es brach dann draußen vor der Kirche eine Art Panik aus, und ein Chaos brach aus. Und während dieses Chaos, während dieser chaotischen Zustände ist es auch dazu gekommen, oder soll es dazu gekommen sein, dass sogar einige Häuser, die um die Kirche um Westminster Abbey herumstanden, in Brand gesetzt worden sein sollen, weil man sozusagen fürchtete um das Leben des neuen Königs.

Musik: Mereen 0‘45

ERZÄHLERIN:

Und konfliktreich geht es weiter in der Geschichte von Normannen und Angelsachsen. Wilhelm wird König von ganz England, ohne zu diesem Zeitpunkt das gesamte Land erobert zu haben. Noch Jahre später kommt es zu Aufständen der angelsächsischen Einwohner gegen die normannischen Invasoren, ganz besonders im Norden, den William persönlich verwüstet und unterwirft.

SPRECHER 2:

Gibt es noch Auswege, um der normannischen Eroberung zu entkommen? Vielleicht doch Edgar Etheling, der allzu junge angelsächsische Prinz, der sich aber auf das Geblütsrecht berufen kann?

O-TON 13:

Die normannische Eroberung Englands ist mit der Krönung 1066 noch in keinster Weise beendet. Sie wird doch noch über Jahre hinweg als kriegerisches Ereignis weitergehen, und Edgar Etheling schwebte sozusagen durchaus immer noch als Gefahr im Raum, und es war durchaus die Möglichkeit da, wenn es zu Unruhen zu Schwächen, zu Krisen in der Regierung Wilhelms kam, dass dort Edgar öffentlich als Gegenfigur aufgebaut werden konnte.

SPRECHER 1:

Aber Wilhelms Position ist schließlich doch zu stark und die normannische Invasion schlussendlich nicht wieder umkehrbar.

Musik: Love in the eyes 0‘35

SPRECHER 2 (verschwörerisch):

Nur einer hätte da vielleicht noch eine Chance: Harold, der letzte angelsächsische König, eine Symbolfigur für die geschlagenen Angelsachsen. Sein Tod ist schließlich ungeklärt –nicht wahr? In Wirklichkeit, erzählt man, war es nämlich so: Eine mildtätige Frau hat den schwerverwundeten und dem Tode nahen Harold Godwinson vom Schlachtfeld in Hastings gerettet, gesundgepflegt und versteckt gehalten.

ERZÄHLERIN:

Etwa hundertfünfzig Jahre später taucht plötzlich eine Vita zu Harolds angeblichem Leben nach der Schlacht von Hastings auf. (immer verwunderter) Er sei wegen seines gebrochenen Eides gegenüber Wilhelm von Gott bestraft worden, indem er bei Hastings schwer verwundet wurde und die Krone verlor. Doch weil Gott eben doch ein besonderes Interesse an Harold gehabt hat, habe er überlebt. Den Rest seines langen, langen Lebens habe er als gottesfürchtiger Pilger und Eremit verbracht. Sogar bei den Kreuzzügen soll er mitgekämpft haben.

O-TON 14:

Die Vita Haroldi ist eine Quelle, die zunächst einmal völlig verrückt zu klingen scheint. […] Man wollte eben den Tod bestimmter Menschen im Mittelalter nicht glauben und hat dann sozusagen seine eigene Wahrheit sich ersonnen, seine eigene Wirklichkeit sich ausgesponnen. Ich glaube, dass solche Texte in den Kreisen der Opposition, die natürlich die Verlierer waren, nach den Ereignissen von Hastings, dass die durchaus dort eine gewisse Motivationsfunktion gehabt haben und dass sie dazu beigetragen haben könnten, die Angelsachsen also durchaus auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein wieder auszustatten.

ERZÄHLERIN:

Denn der Einfluss der Normannen auf England wird immens. Die angelsächsische Elite verliert ihren Einfluss an die normannische Aristokratie. Deren mitgebrachte romanische Sprache vermischt sich mit dem Angelsächsischen und bewirkt die für Englisch bis heute typische Mischung des Wortschatzes. Noch lange Zeit prägen Auseinandersetzungen zwischen Normannen und Angelsachsen die Gesellschaft in Anglia – bis heute ist dieser Widerstandskampf dank der Geschichte vom widerständischen edlen Räuber Robin Hood sagenumwoben. Es ist die Legende eines enteigneten Alt-Adeligen, der nun als Vagabund die angelsächsische Bevölkerung vor den Normannen schützt und ihre Ungerechtigkeiten rächt.

Musik: A bird without feathers 0’50

SPRECHER 2:

Niemand konnte zu Beginn des Jahres 1066 ahnen, welch einschneidende Ereignisse dem Königreich England bevorstehen würden. Sie haben die Geschichte Englands maßgeblich geprägt. Sie haben aus einem Normannischen Herzog eine der bekanntesten Figuren des Mittelalters gemacht – und aus einem angelsächsischen König eine tragische Figur.

SPRECHER 1 (episch):

Bis heute sind die entscheidenden Daten im Gedächtnis geblieben: 1066 (engl. aussprechen), Wilhelm der Eroberer und King Harold, der König, der durch einen Pfeil im Auge getötet wurde… Angeblich.


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"Gott will es" - Der 1. Kreuzzug und die blutige Eroberung Jerusalems

Vor über 900 Jahren machten sich verschiedene Heere von Kreuzfahrern auf den Weg nach Jerusalem, um die "Heilige Stadt" von den "Ungläubigen" zu befreien. Im Juli 1099 beginnt dann ein brutaler und blutiger Angriff gegen die muslimischen und jüdischen Einwohner. Wir beleuchten zusammen mit Prof. Dr. Georg Strack, wie es zu diesem Gemetzel kommen konnte und was hinter der Anziehungskraft Jerusalems für drei Weltreligionen steckt.
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Dominik Waßenhoven: 1066. Englands Eroberung durch die Normannen. München 2016. (Detaillierte Beschreibung der Geschehnisse von 1066 und deren Hintergründe, mit verständlicher Abwägung der verschiedenen Quellen und ihrer abweichenden Berichte)

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London, der 5. Januar 1066. Um das Gemach des englischen Königs sind seine treuesten Anhänger versammelt. In ihrer Mitte liegt Edward, alt, schwach und dem Tode nahe. Es ist der Tag, den viele gefürchtet und viele andere herbeigesehnt haben. Denn mit dem letzten Atemzug des Königs wird der Kampf um den englischen Thron eröffnet sein.

SPRECHER 1:

Die Herrschaft unter Edward the Confessor, Eduard dem Bekenner, war lange und glorreich. Mit seiner Thronbesteigung vor über 20 Jahren hatte er die jahrelange skandinavische Fremdherrschaft über England beendet und sich als großer Förderer der Kirche hervorgetan. Edward wird der letzte des angelsächsischen Hauses von Wessex sein, der die englische Krone trägt.

SPRECHER 2:

Es heißt, Edward hätte eine Josephsehe geführt, also: eine Ehe ohne Sexualakt. Für diese Keuschheit wird er im 12. Jahrhundert heiliggesprochen und erhält den Beinamen „Confessor“ – „Bekenner“

ERZÄHLERIN:

Doch seine Kinderlosigkeit, das Fehlen eines Thronfolgers, ist schon seit Jahren ein immer größer werdendes Problem. Jetzt aber bedarf es ganz dringend einer endgültigen Lösung.

O-TON (ehemals 2):

Das Problem bei Edward dem Bekenner war so ein bisschen, dass er sich wohl im Laufe seiner dann doch relativ langen Regierungszeit - Sie müssen sich vorstellen, er regierte von 1042 bis 1066 -, […] dass er sich wohl immer wieder auch mal umentschieden hat, wer sein potenzieller Nachfolger werden sollte. […] Also er war, im Rückblick betrachtet, sozusagen nicht ganz unschuldig an dem, was dann im Jahr 1066 an Thronwirren, an Unruhen, an kriegerischen Ereignissen in der Geschichte Englands passiert ist.

SPRECHER 2:

Der Historiker Professor Jörg Schwarz. Er hat den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Innsbruck inne. Seit langem schon beschäftigt er sich mit dem berüchtigten Jahr 1066 – (engl. ausgesprochen) dem Jahr 1066.

Musik: The kings arrival 0‘27

ERZÄHLERIN:

Ein Jahr, in dem die Ordnung in Anglia völlig auf den Kopf gestellt werden wird. Denn ohne einen leiblichen Thronerben gieren Machthaber in ganz Europa nach der englischen Krone. Die einzige Chance für die Großen des Landes, ein Machtvakuum zu verhindern, ist ein sofortiger Machtübergang auf einen starken Nachfolger.

ERZÄHLERIN:

Dafür kommen nach den Maßstäben der Zeit mehrere Kandidaten infrage:

SPRECHER 1:

Herzog Wilhelm von der Normandie, William of Normandy, ein enger Verbündeter des Königs.

SPRECHER 2:

Harold Godwinson, der älteste Sohn einer der mächtigsten angelsächsischen Familien und Schwager des Königs.

SPRECHER 1:

Edgar Etheling, der etwa 14-jährige Enkel vom früheren englischen König Edmund Ironside oder Eisenseite.

ERZÄHLERIN:

Auf seinem Sterbebett inmitten seiner Berater wählt König Edward nun kurz vor seinem Tod –

SPRECHER 2 (triumphal):

Harold Godwinson, den Earl von Wessex.

O-TON 3:

Am 5. Januar 1066 wurde er zum neuen König erhoben, und zwar von einem sehr interessanten Gremium, nämlich vom sogenannten Witenagemot, also von einem Rat weiser Männer, einem Kronrat, könnte man sagen. Die großen Magnaten Englands kamen hier zusammen und haben ihn zum neuen König erhoben, um sozusagen sofort Nägel mit Köpfen zu machen, um sofort zu garantieren, dass also die Regierungsgewalt Englands in diesen ersten Tagen nach dem Tod Eduards des Bekenners weitergehen kann, dass die Regierungsfähigkeit Englands gewährleistet werden kann.

ERZÄHLERIN:

König Harold etabliert sich wie erhofft sofort als starker Herrscher und regiert das Land mit fester Hand nach Vorbild Edwards.

Musik: To vaes Dothrah 0’35

SPRECHER 1:

Doch es ist weithin bekannt, dass in ganz Europa Vorbereitungen getroffen werden, andere Ansprüche geltend zu machen. In einem Kampf auf Leben und Tod. Denn der unanfechtbar rechtmäßige Herrscher ist er nicht. Andere Mächtige glauben, einen besseren Anspruch auf den englischen Thron zu haben.

ERZÄHLERIN:

In diesem Frühjahr machen die Bewohner Europas eine beängstigende Beobachtung: Es erscheint am Firmament ein Kommet.

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Man geht heute davon aus, dass es der Halleysche Komet gewesen ist, also ein Komet, der zyklisch wiederkehrt und der immer wieder auch beobachtet werden kann. Dieser Komet unterstreicht in den Narrativen, in den Erzählungen das Ereignis, also man verbindet ganz gerne in diesen mittelalterlichen Geschichtserzählungen das Auftauchen von Kometen, von bestimmten Sternkonstellationen mit Ereignissen auf der Erde. Und es soll den Menschen zeigen: Jetzt ist Gott zu sehen. Jetzt unterstreicht Gott sozusagen die Dinge, die auf Erden passieren.

Musik: Victory does not make 0‘35

ERZÄHLERIN:

Harold regiert in der ständigen Erwartung, dass seine Herrschaft angefochten wird. Sein wachsamer Blick geht dabei Richtung Frankreich.

SPRECHER 1:

Und in der Tat. In der Normandie laufen die Kriegsvorbereitungen schon auf Hochtouren. Der dortige Herzog Wilhelm, seines Zeichens Normanne, hatte vor Jahren von Edward das Versprechen erhalten, sein Nachfolger zu werden.

O-TON 5:

Die Quellen, die über ihn erzählen, sind doch oftmals sehr, sehr panegyrisch, also sehr, sehr lobpreisend. Und sie schildern uns natürlich in den großartigsten Farben. Aber nach allem, was wir wissen können, muss es eine sehr, sehr starke, eine sehr, sehr durchsetzungsfähige Persönlichkeit gewesen sein, der vor allen Dingen mit einer unendlich großen Entschlusskraft an all die Probleme, die sich ihm stellten, immer wieder herangegangen ist.

Musik: Attacking the slags 0‘45

ERZÄHLERIN:

Hunderte Langschiffe im Stile der Wikinger lässt der Normanne nach Vorbild seiner skandinavischen Ahnen bauen, um sein riesiges Heer transportieren zu können. Es ist eine der größten Flotten der damaligen Zeit. Zeitgleich schmiedet der Herzog ein Bündnissystem, um seinen Herrschaftsanspruch zu bestärken. Denn es gibt noch einen Grund, weshalb angeblich Wilhelm statt Harold auf dem englischen Thron sitzen sollte:

SPRECHER 1:

Harold Godwinson hatte einige Jahre zuvor dem Herzog der Normandie seine Treue geschworen.

SPRECHER 2:

Allerdings: Unter Nötigung!

SPRECHER 1:

Nichtsdestotrotz bedeutet das, dass Harold Wilhelms Herrschaftsanspruch unterstützen muss – oder seinen Eid brechen. Ausgerechnet der gerade frisch gekürte König müsste also seinem Konkurrenten - auf den Thron helfen.

ERZÄHLERIN:

So jedenfalls behauptet es der Teppich von Bayeux, eine bedeutende Quelle für die Zeit. „Teppich“ ist eigentlich nicht richtig, vielmehr handelt es sich dabei um eine 70 Meter lange Stickerei auf Leinen, die vermutlich nur wenige Jahre nach 1066 gefertigt worden ist und die die Geschichte der normannischen Eroberung in Bildern und Textstücken erzählt.

O-TON 6:

Der Teppich hat den Vorzug, dass er im Grunde funktioniert wie ein moderner Comicstrip. […] Wir erfahren ganz viel über die normannische Eroberung über diesen Teppich. Aber wir erfahren neben diesen Dingen zu romantischen Eroberungen auch ganz, ganz viel aus der Geschichte der Alltagskultur, der materiellen Kultur des Mittelalters. Es sind Rüstungen, es sind Kleidungen, es sind Speisen und Getränke, sind Becher, und alles Mögliche ist dort dargestellt. Also es ist eine einzigartige Quelle. Man kommt aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus, wenn man sich mit diesem Teppich beschäftigt.

ERZÄHLERIN:

Wer wann den Teppich zu welchem Zweck in Auftrag gegeben hat, kann man nicht mit Gewissheit sagen. Aber man kann ein Ansinnen erkennen, das hinter dem Stickwerk zu stehen scheint:

O-TON 7:

Der Teppich hat im Grunde ein großes Narrativ, also eine durchgehende Erzählung, und das Narrativ heißt: „Wer ist der legitime Herrscher über England?“ […] Der Teppich hat also ganz bestimmte Dinge, die sich damals in England gezeigt haben, ganz bewusst ausgeblendet und ist insofern natürlich eindeutig ein normannisches Propagandainstrument.

ERZÄHLERIN:

Die Frage nach dem legitimen Herrscher Englands beantwortet der Teppich ganz eindeutig: William ist das.

SPRECHER 1:

Doch noch ist der Herzog nicht ausreichend gerüstet, um seinen Anspruch geltend zu machen.

O-TON (ehemals 1):

Wir verbinden mit diesem Jahr die normannische Eroberung Englands […] Aber in diesem Jahr haben mehrere kriegerische Ereignisse um die Krone Englands, um das Königreich England stattgefunden. Durchaus nicht nur die berühmte Schlacht von Hastings vom 14. Oktober 1066, sondern auch im Vorfeld einige andere bedeutende Schlachten.

Musik: Jaws of the viper 0’27

ERZÄHLERIN:

Denn es gibt durchaus noch andere Machthaber, die den englischen Thron für sich gewinnen wollen und jetzt ihren Anspruch auf Leben und Tod ausfechten. Für eine kurze Zeit machen sich dadurch ganz andere Zukunftsvisionen für Anglia auf: Während nun Harold die Invasion Wilhelms im Süden erwartet, wird er plötzlich im Nordosten Englands angegriffen - gleich von zwei Seiten.

SPRECHER 2:

Einmal von seinem abtrünnigen Bruder, Tostig Godwinson, dem ehemaligen Earl von Northumbria, der wegen seiner autoritären Herrschaft vor kurzem von Harold ins Exil geschickt wurde. Nun, im Mai, kehrt er zurück und beginnt, die englischen Küsten zu überfallen und zu verwüsten.

ERZÄHLERIN:

Der zweite Angreifer ist der König von Norwegen, Harald Hardrada, der „Harte“, der auf den Orkney-Inseln landet. Er möchte das Nordseereich von seinem Vorgänger Knut dem Großen, wieder aufbauen, der über England und große Teile Skandinaviens und Norddeutschlands geherrscht hatte. Daraus zieht Harald Hardrada jetzt seinen Anspruch auf die Krone Englands. In Schottland treffen die beiden Invasoren aufeinander und verbünden ihre Streitkräfte für einen vernichtenden Schlag. König Harold wird benachrichtigt, doch in Northumbria stellen sich die Earls ohne seine Verstärkung den Eindringlingen entgegen: am 20. September, bei der Schlacht von Fulford nahe York.

O-Ton 8:

Fulford Gate war ein großartiger Sieg der Norweger, ein großartiger Sieg der norwegischen Invasoren, die mit einer Flotte von 300 Wikingerschiffen ganz in der Nähe dieses Ortes gelandet sind, an der Küste von Yorkshire dann mit ihren Truppen ins Landesinnere vorgedrungen sind, die sich dort dann einen Kampf geliefert haben mit den Angelsachsen und die diesen Kampf gewonnen haben. Also es schien zunächst einmal alles ganz großartig zu sein für die Norweger.

Musik: Game of thrones 0‘25

SPRECHER 2:

Harold reagiert sofort auf die Niederlage der Earls. Er eilt mit seinen Truppen nach York und überrascht die Invasoren in Stamford Bridge. Am 25. September schlägt er seine Konkurrenten vernichtend.

O-TON 9:

Der Schlachtverlauf dieser ersten beiden großen Schlachten des Jahres 1066, Fulford Gate oder Stamford, ist sehr, sehr schwer zu rekonstruieren. Die Quellen sind oftmals sehr ungenau und sehr, sehr schematisch, geben vielfach nur Gemeinplätze oder Topoi wieder.

SPRECHER 2 (episch):

Ein einzelner Norweger soll bei der Schlacht von Stamford Bridge eine hölzerne Brücker über dem Fluss Derwent verteidigt und dadurch Harolds Armee gestoppt haben – bis ein mutiger Angelsachse unter die Brücke schwamm und den feindlichen Soldaten mit einem Speer tötete.

ERZÄHLERIN:

Derartige Legenden gibt es bei solchen schicksalshaften Schlachten aber wohl immer. Sicher ist aber etwas Entscheidendes: Sowohl Tostig als auch Harald Hardrada haben bei dem Versuch, die englische Krone zu gewinnen, ihr Leben gelassen. Ihre Truppen sind damit besiegt – und Harold konnte die norwegische Invasion Englands vereiteln. Allerdings nur durch eine große Kraftanstrengung seines angelsächsischen Heers.

Musik: Fire and blood 0‘50

SPRECHER 2:

Ist Harolds Thron damit sicherer geworden? – Nein. Erst jetzt naht die die noch weit größere Gefahr für die Herrschaft des angelsächsischen Königs.

SPRECHER 1:

Denn in der Zwischenzeit hat Herzog Wilhelm seine Invasionsvorbereitungen beendet. Er wartet nur noch auf günstigen Wind, um seine Streitkräfte über den Ärmelkanal nach England zu schiffen. Acht Wochen ziehen ins Land. Es ist der 27. September, zwei Tage nach der Schlacht gegen die Norweger, als sich der Wind dreht. Einen Tag später landet er in Pevensey und zieht sofort weiter. Nach Hastings.

SPRECHER 2:

Trotz seiner schweren Verluste eilt König Harold mit seiner Armee in den Süden Englands, um dem normannischen Eindringling entgegenzutreten und sein angelsächsisches Reich zu verteidigen. Die Geschwindigkeit, mit der er die große Distanz einmal quer durch England zurücklegt, ist enorm. Enorm anstrengend.

Musik Finale 0’45

ERZÄHLERIN:

Am 13. Oktober kommt der Angelsachse in Hastings an und überrascht William im Morgengrauen des 14. Oktobers mit einer siebentausend Mann starken Armee, die auf einer Anhöhe Aufstellung nimmt.

SPRECHER 1:

Doch Wilhelm und seine Soldaten sind schon allein waffentechnisch eine Übermacht – und zudem frisch ausgeruht.

ERZÄHLERIN:

Harolds Armee besteht aus gut trainierter Infanterie und eingezogenen Bauern. Reiter hat er keine und Bogenschützen seit der Schlacht von Stamfordbridge nicht mehr.

SPRECHER 2 (stolz):

Als die ersten normannischen Pfeile und Bolzen fliegen, halten die angelsächsischen Krieger den Schildwall gut.

O-TON 10:

Und wir können nach allem, was wir wissen, rekonstruieren, dass die Normannen am Anfang ein bisschen dadurch im Nachteil waren, weil sie offensichtlich ein Gelände heraufreiten mussten, mit ihren Pferden, mit ihrer Armee und die Angelsachsen von einer erhöhten Position sozusagen auf diese angreifenden Normannen einschlagen konnten. Und so hat der Schlachtenverlauf zunächst einmal fast einen unentschiedenen Ausgang genommen. Es blieb also sehr, sehr lange alles in der Schwebe.

Musik: The throne is mine 0‘55

ERZÄHLERIN:

Dann breitet sich Tumult in den Reihen der Normannen aus. Wilhelm, der Anführer, sei gefallen!

SPRECHER 1 (dringlich):

Doch das ist nur ein Gerücht. Angeblich riss sich der Herzog seinen Helm vom Kopf, um zu beweisen, dass er nach wie vor seinen Truppen beisteht. Dass es sich weiter zu kämpfen lohnt.

SPRECHER 2:

Einige angelsächsische Soldaten haben jedoch bereits den Schildwall verlassen, um die Unruhe des Feindes zu nutzen.

SPRECHER 1 (gerissen):

Das bringt Wilhelm auf eine Idee. Er ändert seine Strategie: Er täuscht eine neuerliche Flucht seiner Truppen vor und verleitet die Angelsachen dazu, ihre eigene Formation zu lockern, den fliehenden Normannen hinterher, doch die wenden sich plötzlich gegen die angelsächsischen Normannen und…

ERZÄHLERIN (darüber):

Es ist eine der längsten Ritterschlachten des Mittelalters. Wo bei anderen Kämpfen nach wenigen Stunden unter der schweren Rüstung die Kraft abhandenkommt, dauert die Schlacht von Hastings vom Vormittag bis in die Abendstunden. Bis schließlich –

SPRECHER 2:

Der König ist tot! Der König ist tot!

ERZÄHLERIN:

– Harold Godwison fällt. Die angelsächsischen Truppen geraten in Panik. Zum Schluss sind sie es, die fliehen und von den Normannen aufgerieben werden.

SPRECHER 1:

War es ein Pfeil ins Auge, wie es der Teppich von Bayeux zeigt? War es ein tödlicher Schwerthieb? Bis heute ist dieses Rätsel nicht gelöst. Doch so viel ist klar: damit ist der Weg zum Thron für Wilhelm frei.

SPRECHER 2 (ein wenig pikiert):

Nun, nicht ganz. Erst muss er sich krönen lassen, und dafür muss er erst einmal nach London kommen.

O-TON 11:

Und er musste sozusagen die Londoner auf seine Seite bringen. Ja, und hat es dann auch geschafft, sozusagen nach London einzudringen. Er geht von Hastings die englische Südküste entlang über Dover. Er schafft es relativ schnell, diese wichtige Stadt Dover zu erobern und dort zu residieren, und zieht dann sozusagen wiederum die Richtung ändernd von Dover in Richtung London.

ERZÄHLERIN:

Er verwüstet die Südküste und nimmt die Hauptstadt in Angriff. Dort unterwirft er die wichtigsten Magnaten des alten Anglia und beginnt mit den Vorbereitungen der Krönung.

SPRECHER 1:

Dafür hält er sich genau an die angelsächsische Ordo, das alte Krönungszeremoniell. Er stellt sich damit in die Tradition seiner angelsächsischen Vorgänger.

Musik: First of his name 0‘35

ERZÄHLERIN:

An Weihnachten, dem 25. Dezember 1066, findet die Krönung in der von Edward erbauten Westminster Abbey statt. Dort wird Wilhelm gesalbt und als neuer König ausgerufen. Um beide Völker anzusprechen, findet die sogenannte Akklamation in normannischer und in angelsächsischer Sprache statt. Trotzdem oder gerade deswegen kommt es zum Missverständnis.

O-TON 12:

Das war ein doch recht großer Lärm, den diese Akklamation dann hervorrief. Also es war ein Rufen und ein Schreien und die Leute, die außerhalb der Kirche warteten, bis das ganze Zeremoniell zu Ende war, die missdeuteten diese Rufe und dieses Schreien als einen Tumult, als irgendetwas, was schiefgelaufen ist, und es brach dann draußen vor der Kirche eine Art Panik aus, und ein Chaos brach aus. Und während dieses Chaos, während dieser chaotischen Zustände ist es auch dazu gekommen, oder soll es dazu gekommen sein, dass sogar einige Häuser, die um die Kirche um Westminster Abbey herumstanden, in Brand gesetzt worden sein sollen, weil man sozusagen fürchtete um das Leben des neuen Königs.

Musik: Mereen 0‘45

ERZÄHLERIN:

Und konfliktreich geht es weiter in der Geschichte von Normannen und Angelsachsen. Wilhelm wird König von ganz England, ohne zu diesem Zeitpunkt das gesamte Land erobert zu haben. Noch Jahre später kommt es zu Aufständen der angelsächsischen Einwohner gegen die normannischen Invasoren, ganz besonders im Norden, den William persönlich verwüstet und unterwirft.

SPRECHER 2:

Gibt es noch Auswege, um der normannischen Eroberung zu entkommen? Vielleicht doch Edgar Etheling, der allzu junge angelsächsische Prinz, der sich aber auf das Geblütsrecht berufen kann?

O-TON 13:

Die normannische Eroberung Englands ist mit der Krönung 1066 noch in keinster Weise beendet. Sie wird doch noch über Jahre hinweg als kriegerisches Ereignis weitergehen, und Edgar Etheling schwebte sozusagen durchaus immer noch als Gefahr im Raum, und es war durchaus die Möglichkeit da, wenn es zu Unruhen zu Schwächen, zu Krisen in der Regierung Wilhelms kam, dass dort Edgar öffentlich als Gegenfigur aufgebaut werden konnte.

SPRECHER 1:

Aber Wilhelms Position ist schließlich doch zu stark und die normannische Invasion schlussendlich nicht wieder umkehrbar.

Musik: Love in the eyes 0‘35

SPRECHER 2 (verschwörerisch):

Nur einer hätte da vielleicht noch eine Chance: Harold, der letzte angelsächsische König, eine Symbolfigur für die geschlagenen Angelsachsen. Sein Tod ist schließlich ungeklärt –nicht wahr? In Wirklichkeit, erzählt man, war es nämlich so: Eine mildtätige Frau hat den schwerverwundeten und dem Tode nahen Harold Godwinson vom Schlachtfeld in Hastings gerettet, gesundgepflegt und versteckt gehalten.

ERZÄHLERIN:

Etwa hundertfünfzig Jahre später taucht plötzlich eine Vita zu Harolds angeblichem Leben nach der Schlacht von Hastings auf. (immer verwunderter) Er sei wegen seines gebrochenen Eides gegenüber Wilhelm von Gott bestraft worden, indem er bei Hastings schwer verwundet wurde und die Krone verlor. Doch weil Gott eben doch ein besonderes Interesse an Harold gehabt hat, habe er überlebt. Den Rest seines langen, langen Lebens habe er als gottesfürchtiger Pilger und Eremit verbracht. Sogar bei den Kreuzzügen soll er mitgekämpft haben.

O-TON 14:

Die Vita Haroldi ist eine Quelle, die zunächst einmal völlig verrückt zu klingen scheint. […] Man wollte eben den Tod bestimmter Menschen im Mittelalter nicht glauben und hat dann sozusagen seine eigene Wahrheit sich ersonnen, seine eigene Wirklichkeit sich ausgesponnen. Ich glaube, dass solche Texte in den Kreisen der Opposition, die natürlich die Verlierer waren, nach den Ereignissen von Hastings, dass die durchaus dort eine gewisse Motivationsfunktion gehabt haben und dass sie dazu beigetragen haben könnten, die Angelsachsen also durchaus auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein wieder auszustatten.

ERZÄHLERIN:

Denn der Einfluss der Normannen auf England wird immens. Die angelsächsische Elite verliert ihren Einfluss an die normannische Aristokratie. Deren mitgebrachte romanische Sprache vermischt sich mit dem Angelsächsischen und bewirkt die für Englisch bis heute typische Mischung des Wortschatzes. Noch lange Zeit prägen Auseinandersetzungen zwischen Normannen und Angelsachsen die Gesellschaft in Anglia – bis heute ist dieser Widerstandskampf dank der Geschichte vom widerständischen edlen Räuber Robin Hood sagenumwoben. Es ist die Legende eines enteigneten Alt-Adeligen, der nun als Vagabund die angelsächsische Bevölkerung vor den Normannen schützt und ihre Ungerechtigkeiten rächt.

Musik: A bird without feathers 0’50

SPRECHER 2:

Niemand konnte zu Beginn des Jahres 1066 ahnen, welch einschneidende Ereignisse dem Königreich England bevorstehen würden. Sie haben die Geschichte Englands maßgeblich geprägt. Sie haben aus einem Normannischen Herzog eine der bekanntesten Figuren des Mittelalters gemacht – und aus einem angelsächsischen König eine tragische Figur.

SPRECHER 1 (episch):

Bis heute sind die entscheidenden Daten im Gedächtnis geblieben: 1066 (engl. aussprechen), Wilhelm der Eroberer und King Harold, der König, der durch einen Pfeil im Auge getötet wurde… Angeblich.


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