Sarah Lesch und politische Musik
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Musik in all ihrer Konsequenz kam durch einen familiären Schicksalsschlag in Sarah Leschs Leben: Sie steckt mitten in ihrem Job als Erzieherin, ist beruflich gefordert und öfters auch unzufrieden in dieser Situation, als sie plötzlich einen sehr wichtigen Menschen verliert. Bei einem bis heute ungeklärten Kriminalfall kommt vor über zehn Jahren ihre Großmutter ums Leben. Dieses Unglück beschreibt die Musikerin rückblickend als Erweckungsmoment.
Denn eine Frage begleitet sie von da an: „Was, wenn du jetzt stirbst und du hast all diese Lieder nicht aufgeschrieben?“ Diese Vorstellung sei für sie so beängstigend gewesen, dass der Druck, endlich ein Album zu machen, immer größer wurde. In der Folge sei sie sprichwörtlich über Leichen gegangen, um von ihrem Hobby, ihrer Leidenschaft leben zu können. Sie beendet damals ihre Beziehung, tauscht Tübingen gegen Leipzig – und schreibt ihre Geschichte neu. Sechs Alben dokumentieren heute, wie ihr dieser Biografiebruch geglückt ist.
Von Beginn an sind ihre Songs politisch. Sarah Lesch verwebt Themen wie Seenotrettung und Emanzipation mit Bildern von freundlichen Riesen, Schiffen aus Zauberpapier und Beobachtungen deutscher Spießbürgerlichkeit. Sie feiert Neopronomen und queeres Leben, kritisiert Rassismus in der Gesellschaft.
Ihr größter Hit hat sie dabei persönlich auf die Probe gestellt: 2015 erscheint „Testament“ – ein Song, der vom Kindsein erzählt. Für ihren Sohn geschrieben, hält Sarah Lesch darin autoritären Institutionen und Erziehungsstilen den Spiegel vor. Und sie erlebt, wie ihre Zeilen von Rechtsaußen vereinnahmt werden. Im Gespräch mit Ninia LaGrande lässt die Musikerin diesen Schock Revue passieren, spricht von Abgrenzung, Haltung und Verantwortung.
In dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT geht es um persönliche Entwicklung und die Frage, wie es sich anfühlt, zur Projektionsfläche zu werden. Sarah Lesch verrät, dass sie „lange nicht gecheckt hat, queer zu sein“ und geht offen damit um, wie sie zum Thema kulturelle Aneignung in der Musik steht.
TRANSPARENZ
Im Gespräch erinnert sich Sarah Lesch an die Anfänge ihrer Musikkarriere und erzählt, warum ihr erster Song von Kapitän und Seenotretter Stefan Schmidt handelt. Mehrere Folgen von GANZSCHÖNLAUT thematisieren die zivile Seenotrettung – zum Beispiel die Episoden mit Dariush Beigui und Ruben Neugebauer. Zudem verweist Sarah Lesch auf die Organisation Sea Punks für die sie bei ihren Konzerten Spenden sammelt.
Sarah Lesch spricht über die Beziehung zu ihrem Vater, dem Musiker Ralf Kruse, und ihre Verbindung zum Osten ausgehend von diesem Interview.
Außerdem wird ein Auftritt Helene Fischers thematisiert, bei dem sich die Sängerin vor Kurzem deutlich politisch positionierte.
Im Austausch über das Thema kulturelle Aneignung wird ein Politikum aufgegriffen, das rund um die Ausladung der Musikerin Ronja Maltzahn von einer Fridays for Future-Veranstaltung entstanden ist. Sarah Lesch hat sich dazu deutlich auf Instagram positioniert.
Sarah Lesch hat im März 2024 ihr neues Album „Gute Nachrichten“ veröffentlicht.
Die Folge mit Sarah Lesch wurde am 4. April 2024 aufgezeichnet.
URHEBERRECHT
Im Intro des Podcasts zitieren wir:
Enissa Amani, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 2: „Die Macht der Comedy“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:11:26
Anja Reschke, aus: „Panorama“, Beitrag „Mein Nachbar ist Nazi“ vom 1. Juli 2022, NDR, Timecode: 00:00:05
Disarstar, aus: „Rebels. Ich rebelliere also bin ich“; Folge 1: „Die Macht der Musik“ vom 13. Dezember 2022, ARD Kultur, Timecode: 00:01:45
DANKSAGUNG
Redaktion: Melanie Skurt, Jule Merx; Hosts: Ninia La Grande, Stephan Anpalagan; Produktion: Arian Dominiak; Artwork: Karla Schröder; Sprecherin: Leni Leßmann
FINANZIERUNG
Veto wird anteilig gefördert von der Schöpflin Stiftung, der GLS Treuhand und vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
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