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#20 – Eine gekaperte ebay-Auktion und ein Striptease vor dem Gästeblock
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Im Oktober 2002 versteigert Union mitten in einer sportlichen Krise einen Platz auf der Ersatzbank für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Das bringt zwar die erhoffte Publicity, aber ansonsten verläuft vieles dabei nicht wie geplant.
Quellen:
- Adelmann 2002, Video auf Vimeo
- Live auf der Trainerbank der Eisernen, Auktionsankündigung auf der Union-Website
- Aus nächster Nähe, Tagesspiegel vom 20. Oktober 2002
- Witz ohne Pointe, Tagesspiegel vom 30. Oktober 2002
- Ersteigern die Fans Wassilew zurückauf Unions Bank?, Berliner Kurier vom 23. Oktober 2002
- Fan-Idee: Wassilew lehnt dankend ab, Berliner Kurier vom 24. Oktober 2002
- Adi sitzt gegen Union auf der Berliner Trainerbank, Vereinswebsite der SG Eintracht Frankfurt vom 27. Oktober 2002
- Zu Besuch bei Frankfurts strippendem Fan, 11 Freunde vom 19. Mai 2016
- Präsident Bertram: „Das ist Union!“, Vereinswebsite des 1. FC Union Berlin
- Erster Beitrag im Thread „Frankfurter auf der Union-Bank“ im Unionforum vom 26. Oktober 2002
- DFL lässt keine Fans auf die Ersatzbank, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. Oktober 2002
- Eiserne Denkmäler vor Demontage, Berliner Kurier vom 30. Oktober 2002
- Berti von der Bank verbannt, Tagesspiegel vom 13. November 2002
- Union sucht nach Alternativen, Vereinswebsite des 1. FC Union Berlin
- Stadion-Verbot! Aber Fan ersteigerte, Berliner Kurier vom 17. Februar 2003
- Der Torwart-Platz wird „versteigert“!, Berliner Kurier vom 18. Februar 2003
- Torhüter-Versteigerung geht nicht weiter, Vereinswebsite des 1. FC Union Berlin
- Union-Fans ersteigerten sich Spiel gegen Profis, Berliner Kurier vom 28. Mai 2003
Skript:
O-Ton vom Heimspiel des 1. FC Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt am 15. November 2002, das 1:1 endete:
Ich beschreibe ein bisschen die Szene. Der Frankfurter Fan Manfred “Berti” Adelmann wird von Maskottchen Ritter Keule und von Daniel Boone Blauschmidt auf dem Rasen vor den Frankfurter Gästeblock begleitet. Dort legt er einen Striptease hin. Wir sehen, wie er oben blank zieht und dann die Jeans fallen lässt, so dass sein Tanga zum Vorschein kommt. Die Gästefans singen: “Olé super Adelmann!” Außerdem darf er neben Stadionsprecher André Rolle auf dem Rasen stehen und die Aufstellung der Frankfurter Eintracht verlesen. Doch was war da eigentlich schief gelaufen, dass es dazu kommen konnte?
Die Versteigerung
Alles fängt damit an, dass Union im Oktober 2002 bei ebay eine Auktion startet, bei der ein Platz auf der Trainerbank versteigert wird. Hier die damalige Original-Ankündigung des Vereins auf der Website:
“Der 1. FC Union gibt Ihnen die Möglichkeit beim Zweitliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Freitag, dem 15. November 2002 um 19.00 Uhr den Platz direkt neben Trainer und Spielern einzunehmen, die Pressekonferenz live im Pressezelt mitzuverfolgen und anschließend im VIP-Bereich mit einem Bierchen und einigen lukullischen Spezialitäten noch einmal mit den Spielern über das Spiel zu diskutieren. Einen Parkplatz für Ihren PKW stellen wir Ihnen selbstverständlich auch zur Verfügung.”
Pressesprecher Lars Töffling sagte dazu: „Das Geld kommt dem Verein zu gute. Das soll vorerst eine einmalige Aktion bleiben. Wir wollen unseren Fans was sensationelles bieten.“
Sportliche Krise und die Entlassung von Georgi Wassilev
Union befand sich zu dem Zeitpunkt in einer sportlichen Krise. Nach dem 0:7 in Köln, das im Union-Sprachgebrauch als “janz enge Kiste” einging, wurde Trainer Georgi Wassilev entlassen. Zunächst übernahmen Co-Trainer Ivan Tischanski und Klaus-Dieter Helbig. Klassische Interimslösung möchte man meinen, zumal Tischanski gar keinen Fußballlehrerschein besaß. Doch er bekam von der DFL eine Ausnahmegenehmigung bis Saisonende. Präsident Heiner Bertram verhielt sich widersprüchlich. Er sagte beispielsweise: “Er ist kein Notnagel. Herr Tischanski hat bei uns die Möglichkeit, für längere Zeit Cheftrainer zu bleiben.“ Und im gleichen Gespräch: „Union sucht keinen Trainer mehr. Wir haben zwei Trainer, die Gewehr bei Fuß stehen.“ Das waren Uwe Erkenbrecher und Mirko Votava. Hermann Gerland, Stefan Kuntz und Falko Götz sollen zu dem Zeitpunkt schon abgesagt haben
Wie fand Ivan Tischanski in dieser für ihn doch recht prekären Situation die Versteigerung? Er war null begeistert und sagte: “Sollen bald die Zuschauer auf der Trainerbank sitzen und die Trainer bei den Zuschauern? Ich habe dafür kein Verständnis. So was ist nichts für die Bundesliga.“
Und die Unionfans? Die machen so ein bisschen Dinge, wie man das von Unionfans vielleicht erwarten konnte. Eine Fangruppe hat nämlich die Idee, den Platz zu ersteigern und ihn dem gerade entlassenen Georgi Wassilev zur Verfügung zu stellen … Der bulgarische Trainer bringt natürlich ein klasse Statement in so einer Situation. Er wird im Kurier wie foolgt zitiert: “Ich bin zu diesem Zeitpunkt leider schon in Bulgarien. Das ist der einzige Grund, warum das aus meiner Sicht nicht klappen kann.” Ich wüsste da natürlich noch ein paar mehr Gründe, aber was weiß ich schon …
Ein weiterer Unionfan aus Prag will den Platz übrigens für den damaligen Kanzler Gerhard Schröder ersteigern. Warum das? Er will damit das Thema Stadion an der Alten Försterei ganz oben ansiedeln. Damals war ja keineswegs klar, dass der Standort in Köpenick bleibt. Präsident Heiner Bertram liebäugelte ja mit einem Stadion in Mitte.
Eintracht-Fans kapern die Auktion
Am 26. Oktober um 18:20:53 geht das letzte Gebot von User qhaendler ein und mit 2.096,52 Euro gewinnt er. Kurze Zeit später ist ein Beitrag im Unionforum zu lesen: “So ihr kleinen Berliner Nasen, danke für die nette Auktion bei ebay. Wir haben sie in Frankfurt ersteigert und gegen die Eintracht wird ein Frankfurt-Fan, bzw, der krasseste Frankfurt Fan überhaupt, Adi Adelmann die Union Bank einnehmen, bei Toren jubeln und mit dem Frankfurt Trikot wedeln. Wer´s nicht glaubt: Es lebe Adelmann!!! Juhuuuuu!!!!”
Adelmann selbst hatte mit dem Gebot wohl nichts zu tun. Die Geschichte, die erzählt wird, geht so: Im Frankfurt-Forum wurden Anhänger gebeten, sich direkt bei den Initiatoren zu melden und dort anzugeben, wie viel Geld sie geben. Da es damals noch keine Payment-Lösungen wie heute gab, mussten die Initiatoren das Geld vorstrecken und hoffen, dass alle zahlen. „Wir machen den Adelmann zum Hauptmann von Köpenick!“, war das Motto. Und wie reagierte derjenige, der in den Genuss des Platzes kommen sollte? Adelmann sagte: “Ihr habt sie ja nicht alle – aber ich bin dabei! Hoffentlich kommt der einzige Jubel auf der Union-Bank dann von mir …“
Bei Union machte man gute Miene zu diesem Ergebnis. Präsident Heiner Bertram wurde auf der Vereinswebsite so zitiert: “Das hat doch Charme. Das ist Union!” An sich eine merkwürdige Aussage, denn das war vor allem ein Ding der Frankfurt-Fans, diese Aktion zu kapern.
Die DFL grätscht dazwischen
Damit könnte die Geschichte nun auch zu Ende sein. Aber das ist sie natürlich noch nicht. Denn während jetzt Union mit Manfred Adelmann die Regeln für den Auftritt beim Spiel abklären möchte, tritt jetzt die DFL in Person von Tom Bender auf den Plan. Der DFL-Sprecher sagt nun: “Das gibt die Spielordnung nicht her.” In der Spielordnung steht in Paragraf 3, Absatz 3, dass auf der Ersatzbank nur technisches und medizinisches Personal und natürlich die Ersatzspieler Platz nehmen dürfen. Dem Kurier sagte Tom Bender über Unions Anliegen: “Wir stimmen dem nicht zu. Wer weiß, was da alles sonst noch nachkommt. Wir sind doch keine Kirmesveranstaltung.” Da hat er natürlich recht. Etwas verwunderlich ist allerdings, dass er noch zuvor gesagt hat: “Aus unserer Sicht ist nicht genau festgelegt, wer auf der Ersatzbank Platz nehmen darf.“
Union gibt dafür Manfred Adelmann einen Platz direkt hinter der Eintracht-Bank und lässt ihn als Co-Stadionsprecher mit dem eigentlichen Stadionsprecher André Rolle auf den Rasen. Ich weiß nicht genau, was mit dem Geld passiert ist. Union schrieb: “Weil die per Internet angebotene Leistung nicht erbracht werden kann, wird der Versteigerungspreis von 2096,59 Euro natürlich auch nicht eingefordert.” Die Eintrachtfans wollten das Geld an zwei soziale Einrichtungen spenden. Zum Striptease vor dem Gästeblock kam Manfred Adelmann aber auf jeden Fall.
Weitere Versteigerungen in der Saison
Am Anfang der Versteigerung sagte Pressesprecher Lars Töffling noch: “Das soll vorerst eine einmalige Aktion bleiben.” Angesichts der Aufmerksamkeit, die diese Aktion, gerade durch die Frankfurter Aktion und das Einschreiten der DFL generierte, dürfte sich der Verein aber in seinem Weg bestätigt gesehen haben. Hier eine kurze Auswahl weiterer Versteigerungen in dieser Saison, die nicht alle auf die Kappe von Union gehen:
Im Februar ersteigerte ein User für 141 Euro einen Platz als Co-Stadionsprecher, das hatte sich ja bewährt, für das Spiel gegen Freiburg im März. Problem: Der siegreiche Fan hatte zu dem Zeitpunkt noch ein aktives bundesweites Stadionverbot …
Als Mirko Votava die Torwartrotation zwischen Robert Wulnikowski und Sven Beuckert einführte, gab es auf ebay eine Fake-Versteigerung von Union, in der ein Platz im Tor zu gewinnen war. Der Text lautete: “Nach erfolgreicher Einführung des Rotationsprinzipes im Torhüterbereich hat sich der Verein entschlossen, den Konkurrenzkampf noch zu erhöhen und auf diesem Weg einem Dritten den Einstieg in die Rotation zu ermöglichen, um den Druck auf unsere vorhandene Torhüter zu erhöhen.” Der Verein fand das nicht so witzig und sagte via Pressesprecher lars Töffling zunächst: “Der 1. FC Union duldet derartige Anfeindungen nicht, wird juristisch gegen diese Rufschädigung vorgehen. Maßnahmen wurden bereits eingeleitet.“ Später klang das auf der Vereinswebsite moderater. Dort hieß es: “Torhüter-Versteigerung geht nicht weiter. Das versicherten die Verantwortlichen dem 1. FC Union auf Nachfrage. Der Verein wird mit dem „Verkäufer“ Kontakt aufnehmen und den Vorfall sachlich aus der Welt schaffen.”
Nach der Saison ersteigerten Fans Plätze im Aufgebot für ein Testspiel Fans gegen Profis. 22 Plätze gab es und das brachte dem Verein rund 5.000 Euro. So viel wie damals auch für ein normales Testspiel dringewesen wären. Die Fans bekamen vorher auch eine Trainingseinheit mit Co-Trainer Ivan Tischanski. Spätestens seit der Verletzung von Philipp Lahm in einem ähnlichen Gag-Testspiel kurz vor der WM 2006 dürften solche Spiele aber vom Tisch sein.
On Air:
Die Musik wurde von David erstellt und die Logos von Steffi entworfen. Der Podcast beruht auf dem Konzept des famosen Geschichts-Podcasts Zeitsprung von Daniel Meßner und Richard Hemmer. Danke für alles!Bewertet unseren Podcast oder schreibt Rezensionen bei iTunes oder auf Panoptikum.io. Ihr könnt "Und niemals vergessen" auch bei Spotify oder Deezer hören und abonnieren.
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1. Intro (00:00:00)
2. Begrüßung (00:00:53)
3. Stadionerlebnis bei Union (00:02:21)
4. Olé Super Adelmann (00:03:58)
5. Unions ebay-Auktion (00:06:58)
6. Nach der Entlassung von Wassilev (00:08:18)
7. Wie die Frankfurter die Auktion kapern (00:12:22)
8. Die DFL schreitet ein (00:15:13)
9. Weitere Versteigerungen in der Saison (00:17:27)
10. Feedback (00:23:57)
11. Outro (00:27:51)
42 قسمت
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Im Oktober 2002 versteigert Union mitten in einer sportlichen Krise einen Platz auf der Ersatzbank für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Das bringt zwar die erhoffte Publicity, aber ansonsten verläuft vieles dabei nicht wie geplant.
Quellen:
- Adelmann 2002, Video auf Vimeo
- Live auf der Trainerbank der Eisernen, Auktionsankündigung auf der Union-Website
- Aus nächster Nähe, Tagesspiegel vom 20. Oktober 2002
- Witz ohne Pointe, Tagesspiegel vom 30. Oktober 2002
- Ersteigern die Fans Wassilew zurückauf Unions Bank?, Berliner Kurier vom 23. Oktober 2002
- Fan-Idee: Wassilew lehnt dankend ab, Berliner Kurier vom 24. Oktober 2002
- Adi sitzt gegen Union auf der Berliner Trainerbank, Vereinswebsite der SG Eintracht Frankfurt vom 27. Oktober 2002
- Zu Besuch bei Frankfurts strippendem Fan, 11 Freunde vom 19. Mai 2016
- Präsident Bertram: „Das ist Union!“, Vereinswebsite des 1. FC Union Berlin
- Erster Beitrag im Thread „Frankfurter auf der Union-Bank“ im Unionforum vom 26. Oktober 2002
- DFL lässt keine Fans auf die Ersatzbank, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. Oktober 2002
- Eiserne Denkmäler vor Demontage, Berliner Kurier vom 30. Oktober 2002
- Berti von der Bank verbannt, Tagesspiegel vom 13. November 2002
- Union sucht nach Alternativen, Vereinswebsite des 1. FC Union Berlin
- Stadion-Verbot! Aber Fan ersteigerte, Berliner Kurier vom 17. Februar 2003
- Der Torwart-Platz wird „versteigert“!, Berliner Kurier vom 18. Februar 2003
- Torhüter-Versteigerung geht nicht weiter, Vereinswebsite des 1. FC Union Berlin
- Union-Fans ersteigerten sich Spiel gegen Profis, Berliner Kurier vom 28. Mai 2003
Skript:
O-Ton vom Heimspiel des 1. FC Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt am 15. November 2002, das 1:1 endete:
Ich beschreibe ein bisschen die Szene. Der Frankfurter Fan Manfred “Berti” Adelmann wird von Maskottchen Ritter Keule und von Daniel Boone Blauschmidt auf dem Rasen vor den Frankfurter Gästeblock begleitet. Dort legt er einen Striptease hin. Wir sehen, wie er oben blank zieht und dann die Jeans fallen lässt, so dass sein Tanga zum Vorschein kommt. Die Gästefans singen: “Olé super Adelmann!” Außerdem darf er neben Stadionsprecher André Rolle auf dem Rasen stehen und die Aufstellung der Frankfurter Eintracht verlesen. Doch was war da eigentlich schief gelaufen, dass es dazu kommen konnte?
Die Versteigerung
Alles fängt damit an, dass Union im Oktober 2002 bei ebay eine Auktion startet, bei der ein Platz auf der Trainerbank versteigert wird. Hier die damalige Original-Ankündigung des Vereins auf der Website:
“Der 1. FC Union gibt Ihnen die Möglichkeit beim Zweitliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Freitag, dem 15. November 2002 um 19.00 Uhr den Platz direkt neben Trainer und Spielern einzunehmen, die Pressekonferenz live im Pressezelt mitzuverfolgen und anschließend im VIP-Bereich mit einem Bierchen und einigen lukullischen Spezialitäten noch einmal mit den Spielern über das Spiel zu diskutieren. Einen Parkplatz für Ihren PKW stellen wir Ihnen selbstverständlich auch zur Verfügung.”
Pressesprecher Lars Töffling sagte dazu: „Das Geld kommt dem Verein zu gute. Das soll vorerst eine einmalige Aktion bleiben. Wir wollen unseren Fans was sensationelles bieten.“
Sportliche Krise und die Entlassung von Georgi Wassilev
Union befand sich zu dem Zeitpunkt in einer sportlichen Krise. Nach dem 0:7 in Köln, das im Union-Sprachgebrauch als “janz enge Kiste” einging, wurde Trainer Georgi Wassilev entlassen. Zunächst übernahmen Co-Trainer Ivan Tischanski und Klaus-Dieter Helbig. Klassische Interimslösung möchte man meinen, zumal Tischanski gar keinen Fußballlehrerschein besaß. Doch er bekam von der DFL eine Ausnahmegenehmigung bis Saisonende. Präsident Heiner Bertram verhielt sich widersprüchlich. Er sagte beispielsweise: “Er ist kein Notnagel. Herr Tischanski hat bei uns die Möglichkeit, für längere Zeit Cheftrainer zu bleiben.“ Und im gleichen Gespräch: „Union sucht keinen Trainer mehr. Wir haben zwei Trainer, die Gewehr bei Fuß stehen.“ Das waren Uwe Erkenbrecher und Mirko Votava. Hermann Gerland, Stefan Kuntz und Falko Götz sollen zu dem Zeitpunkt schon abgesagt haben
Wie fand Ivan Tischanski in dieser für ihn doch recht prekären Situation die Versteigerung? Er war null begeistert und sagte: “Sollen bald die Zuschauer auf der Trainerbank sitzen und die Trainer bei den Zuschauern? Ich habe dafür kein Verständnis. So was ist nichts für die Bundesliga.“
Und die Unionfans? Die machen so ein bisschen Dinge, wie man das von Unionfans vielleicht erwarten konnte. Eine Fangruppe hat nämlich die Idee, den Platz zu ersteigern und ihn dem gerade entlassenen Georgi Wassilev zur Verfügung zu stellen … Der bulgarische Trainer bringt natürlich ein klasse Statement in so einer Situation. Er wird im Kurier wie foolgt zitiert: “Ich bin zu diesem Zeitpunkt leider schon in Bulgarien. Das ist der einzige Grund, warum das aus meiner Sicht nicht klappen kann.” Ich wüsste da natürlich noch ein paar mehr Gründe, aber was weiß ich schon …
Ein weiterer Unionfan aus Prag will den Platz übrigens für den damaligen Kanzler Gerhard Schröder ersteigern. Warum das? Er will damit das Thema Stadion an der Alten Försterei ganz oben ansiedeln. Damals war ja keineswegs klar, dass der Standort in Köpenick bleibt. Präsident Heiner Bertram liebäugelte ja mit einem Stadion in Mitte.
Eintracht-Fans kapern die Auktion
Am 26. Oktober um 18:20:53 geht das letzte Gebot von User qhaendler ein und mit 2.096,52 Euro gewinnt er. Kurze Zeit später ist ein Beitrag im Unionforum zu lesen: “So ihr kleinen Berliner Nasen, danke für die nette Auktion bei ebay. Wir haben sie in Frankfurt ersteigert und gegen die Eintracht wird ein Frankfurt-Fan, bzw, der krasseste Frankfurt Fan überhaupt, Adi Adelmann die Union Bank einnehmen, bei Toren jubeln und mit dem Frankfurt Trikot wedeln. Wer´s nicht glaubt: Es lebe Adelmann!!! Juhuuuuu!!!!”
Adelmann selbst hatte mit dem Gebot wohl nichts zu tun. Die Geschichte, die erzählt wird, geht so: Im Frankfurt-Forum wurden Anhänger gebeten, sich direkt bei den Initiatoren zu melden und dort anzugeben, wie viel Geld sie geben. Da es damals noch keine Payment-Lösungen wie heute gab, mussten die Initiatoren das Geld vorstrecken und hoffen, dass alle zahlen. „Wir machen den Adelmann zum Hauptmann von Köpenick!“, war das Motto. Und wie reagierte derjenige, der in den Genuss des Platzes kommen sollte? Adelmann sagte: “Ihr habt sie ja nicht alle – aber ich bin dabei! Hoffentlich kommt der einzige Jubel auf der Union-Bank dann von mir …“
Bei Union machte man gute Miene zu diesem Ergebnis. Präsident Heiner Bertram wurde auf der Vereinswebsite so zitiert: “Das hat doch Charme. Das ist Union!” An sich eine merkwürdige Aussage, denn das war vor allem ein Ding der Frankfurt-Fans, diese Aktion zu kapern.
Die DFL grätscht dazwischen
Damit könnte die Geschichte nun auch zu Ende sein. Aber das ist sie natürlich noch nicht. Denn während jetzt Union mit Manfred Adelmann die Regeln für den Auftritt beim Spiel abklären möchte, tritt jetzt die DFL in Person von Tom Bender auf den Plan. Der DFL-Sprecher sagt nun: “Das gibt die Spielordnung nicht her.” In der Spielordnung steht in Paragraf 3, Absatz 3, dass auf der Ersatzbank nur technisches und medizinisches Personal und natürlich die Ersatzspieler Platz nehmen dürfen. Dem Kurier sagte Tom Bender über Unions Anliegen: “Wir stimmen dem nicht zu. Wer weiß, was da alles sonst noch nachkommt. Wir sind doch keine Kirmesveranstaltung.” Da hat er natürlich recht. Etwas verwunderlich ist allerdings, dass er noch zuvor gesagt hat: “Aus unserer Sicht ist nicht genau festgelegt, wer auf der Ersatzbank Platz nehmen darf.“
Union gibt dafür Manfred Adelmann einen Platz direkt hinter der Eintracht-Bank und lässt ihn als Co-Stadionsprecher mit dem eigentlichen Stadionsprecher André Rolle auf den Rasen. Ich weiß nicht genau, was mit dem Geld passiert ist. Union schrieb: “Weil die per Internet angebotene Leistung nicht erbracht werden kann, wird der Versteigerungspreis von 2096,59 Euro natürlich auch nicht eingefordert.” Die Eintrachtfans wollten das Geld an zwei soziale Einrichtungen spenden. Zum Striptease vor dem Gästeblock kam Manfred Adelmann aber auf jeden Fall.
Weitere Versteigerungen in der Saison
Am Anfang der Versteigerung sagte Pressesprecher Lars Töffling noch: “Das soll vorerst eine einmalige Aktion bleiben.” Angesichts der Aufmerksamkeit, die diese Aktion, gerade durch die Frankfurter Aktion und das Einschreiten der DFL generierte, dürfte sich der Verein aber in seinem Weg bestätigt gesehen haben. Hier eine kurze Auswahl weiterer Versteigerungen in dieser Saison, die nicht alle auf die Kappe von Union gehen:
Im Februar ersteigerte ein User für 141 Euro einen Platz als Co-Stadionsprecher, das hatte sich ja bewährt, für das Spiel gegen Freiburg im März. Problem: Der siegreiche Fan hatte zu dem Zeitpunkt noch ein aktives bundesweites Stadionverbot …
Als Mirko Votava die Torwartrotation zwischen Robert Wulnikowski und Sven Beuckert einführte, gab es auf ebay eine Fake-Versteigerung von Union, in der ein Platz im Tor zu gewinnen war. Der Text lautete: “Nach erfolgreicher Einführung des Rotationsprinzipes im Torhüterbereich hat sich der Verein entschlossen, den Konkurrenzkampf noch zu erhöhen und auf diesem Weg einem Dritten den Einstieg in die Rotation zu ermöglichen, um den Druck auf unsere vorhandene Torhüter zu erhöhen.” Der Verein fand das nicht so witzig und sagte via Pressesprecher lars Töffling zunächst: “Der 1. FC Union duldet derartige Anfeindungen nicht, wird juristisch gegen diese Rufschädigung vorgehen. Maßnahmen wurden bereits eingeleitet.“ Später klang das auf der Vereinswebsite moderater. Dort hieß es: “Torhüter-Versteigerung geht nicht weiter. Das versicherten die Verantwortlichen dem 1. FC Union auf Nachfrage. Der Verein wird mit dem „Verkäufer“ Kontakt aufnehmen und den Vorfall sachlich aus der Welt schaffen.”
Nach der Saison ersteigerten Fans Plätze im Aufgebot für ein Testspiel Fans gegen Profis. 22 Plätze gab es und das brachte dem Verein rund 5.000 Euro. So viel wie damals auch für ein normales Testspiel dringewesen wären. Die Fans bekamen vorher auch eine Trainingseinheit mit Co-Trainer Ivan Tischanski. Spätestens seit der Verletzung von Philipp Lahm in einem ähnlichen Gag-Testspiel kurz vor der WM 2006 dürften solche Spiele aber vom Tisch sein.
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Die Musik wurde von David erstellt und die Logos von Steffi entworfen. Der Podcast beruht auf dem Konzept des famosen Geschichts-Podcasts Zeitsprung von Daniel Meßner und Richard Hemmer. Danke für alles!Bewertet unseren Podcast oder schreibt Rezensionen bei iTunes oder auf Panoptikum.io. Ihr könnt "Und niemals vergessen" auch bei Spotify oder Deezer hören und abonnieren.
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9. Weitere Versteigerungen in der Saison (00:17:27)
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