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„Kein logistisches Problem, sondern ein politisches“ Parnian Parvanta bei Carolin Emcke über fehlende Hilfsgüter in Gaza

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In aller Ruhe

Die Katastrophe am Hilfskonvoi ist bisher einer der tragischsten Wendepunkte im Nahostkrieg. Während Palästinenser in Gaza-Stadt am 29. Februar auf Lebensmittel warteten, brach eine Massenpanik aus. Israelische Panzer rollten über die Menschenmasse, Soldaten schossen auf Zivilisten. Sie töteten insgesamt 110 Menschen.

Seitdem liefern viele Länder ihre Hilfsgüter über eine Luftbrücke, auch Deutschland will damit Ende März beginnen. Doch Parnian Parvanta, Vorsitzende von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, sieht diese Lieferungen skeptisch. Die Flugzeuge können die Güter nicht gezielt abwerfen, sodass es fast unmöglich sei, Krankenhäuser über diesem Weg mit Arzneimitteln zu versorgen. "Für uns sieht es sehr danach aus, als würde man versuchen, vom eigentlichen Problem abzulenken", sagt die Ärztin. "Es ist kein logistisches Problem, sondern ein politisches."

Parnian Parvanta, 42, ist seit vergangenen Juni die Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Die Mainzer Gynäkologin war für die Hilfsorganisation in vielen Krisenregionen tätig. Ihren ersten Einsatz hatte sie 2011 als Ärztin in der Zentralafrikanischen Republik, zwei Jahre später flog sie nach Indien. Als Gynäkologin hatte sie 2017 ihren ersten Einsatz in Nigeria, später behandelte sie auch Frauen in der Elfenbeinküste und trainierte Ärzte und Pfleger in Irak. Als Vorsitzende koordiniert sie nun auch das Team im Gazastreifen, wo sich die humanitäre Lage seit Beginn der israelischen Militäroffensive drastisch verschlimmert hat.

Dabei waren die Palästinenser schon vor dem 7. Oktober auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagt Parvanta. Ärzte ohne Grenzen sind seit 1989 im Gazastreifen und im Westjordanland tätig. Nach Gaza waren täglich etwa 500 Lastwagen mit Hilfsgütern gefahren, seit Kriegsbeginn schaffen es "an guten Tagen" nur 100 Lkw über die Grenze. Angesichts des enormen Bedarfs an Lebensmitteln und Medikamenten seien die aktuellen Hilfslieferungen "nicht mal der Tropfen auf dem heißen Stein", sagt die Chefin der Organisation.

Amputationen ohne Schmerzmittel

In den Krankenhäusern sei die Lage katastrophal. Ärzte in Gaza berichten von Amputationen, die ohne Schmerzmittel ausgeführt werden, selbst an Kindern; von Verbandsmaterial, das nach der Behandlung ausgewaschen und sterilisiert werden muss; von jungen Müttern, die 24 Stunden nach einem Kaiserschnitt die Klinik verlassen müssen, um Platz für die nächste Geburt freizumachen.

Die Ärzte seien überlastet, so Paravanta. Sogar erfahrene Kollegen sagen zu ihr, sie hätten derartig katastrophale Umstände noch nie gesehen. Neunmal mussten die Krankenhäuser nach Aufforderung der israelischen Armee evakuiert werden. Viele Ärzte mussten Patienten im Stich lassen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Im Gespräch erzählt Parvanta auch von Kollegen, die von israelischen Soldaten getötet wurden, manche sogar während ihrer Arbeit am Patientenbett. Sie würde sich wünschen, dass die Vorfälle völkerrechtlich aufgeklärt werden, viel Hoffnung hat sie aber nicht. 2015 hat die US-Armee ein Krankenhaus der Hilfsorganisation in Kundus, im Norden Afghanistans, zerstört und dabei 42 Menschen getötet, darunter 14 Mitarbeiter. Seither werde das Völkerrecht immer wieder verletzt, ohne dass die Kriegsparteien Konsequenzen fürchten müssten, sagt Parvanta.

Die Chefin von Ärzte ohne Grenzen fragt sich deshalb: "Wenn wir selbst das Minimum, worauf wir uns als Weltgemeinschaft geeinigt haben – nämlich, dass wir im Krieg das Recht auf medizinische Versorgung beachten – jetzt hier über Bord werfen: Wer guckt dann noch nach Sudan und Haiti, wo sowieso keiner hinguckt?"

Empfehlung von Parnian Parvanta

Die Ärztin empfiehlt den Roman „Die Hälfte der Sonne“ von der nigerianischen Bestseller-Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. "Wenn ich die Bücher anfange zu lesen, dann kann ich meistens nicht aufhören", sagt Parnian Parvanta. Im Buch geht es um den Krieg in Biafra, wo 1967 die Igbo-Bevölkerung ihre Unabhängigkeit von Nigeria ausgerufen hatte. Der Aufstand wurde von der nigerianischen Armee mit der Unterstützung von Großbritannien, der Sowjetunion und den USA auf brutaler Weise zerschlagen, der Krieg forderte mehr als eine Million Todesopfer. Biafra wurde 1970 wieder von Nigeria annektiert. In Adichies Roman steht eine Familie im Mittelpunkt. Wie diese mit der Kriegssituation umgeht, hat Parnian Parvanta "sehr berührt".

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Die Katastrophe am Hilfskonvoi ist bisher einer der tragischsten Wendepunkte im Nahostkrieg. Während Palästinenser in Gaza-Stadt am 29. Februar auf Lebensmittel warteten, brach eine Massenpanik aus. Israelische Panzer rollten über die Menschenmasse, Soldaten schossen auf Zivilisten. Sie töteten insgesamt 110 Menschen.

Seitdem liefern viele Länder ihre Hilfsgüter über eine Luftbrücke, auch Deutschland will damit Ende März beginnen. Doch Parnian Parvanta, Vorsitzende von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, sieht diese Lieferungen skeptisch. Die Flugzeuge können die Güter nicht gezielt abwerfen, sodass es fast unmöglich sei, Krankenhäuser über diesem Weg mit Arzneimitteln zu versorgen. "Für uns sieht es sehr danach aus, als würde man versuchen, vom eigentlichen Problem abzulenken", sagt die Ärztin. "Es ist kein logistisches Problem, sondern ein politisches."

Parnian Parvanta, 42, ist seit vergangenen Juni die Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. Die Mainzer Gynäkologin war für die Hilfsorganisation in vielen Krisenregionen tätig. Ihren ersten Einsatz hatte sie 2011 als Ärztin in der Zentralafrikanischen Republik, zwei Jahre später flog sie nach Indien. Als Gynäkologin hatte sie 2017 ihren ersten Einsatz in Nigeria, später behandelte sie auch Frauen in der Elfenbeinküste und trainierte Ärzte und Pfleger in Irak. Als Vorsitzende koordiniert sie nun auch das Team im Gazastreifen, wo sich die humanitäre Lage seit Beginn der israelischen Militäroffensive drastisch verschlimmert hat.

Dabei waren die Palästinenser schon vor dem 7. Oktober auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagt Parvanta. Ärzte ohne Grenzen sind seit 1989 im Gazastreifen und im Westjordanland tätig. Nach Gaza waren täglich etwa 500 Lastwagen mit Hilfsgütern gefahren, seit Kriegsbeginn schaffen es "an guten Tagen" nur 100 Lkw über die Grenze. Angesichts des enormen Bedarfs an Lebensmitteln und Medikamenten seien die aktuellen Hilfslieferungen "nicht mal der Tropfen auf dem heißen Stein", sagt die Chefin der Organisation.

Amputationen ohne Schmerzmittel

In den Krankenhäusern sei die Lage katastrophal. Ärzte in Gaza berichten von Amputationen, die ohne Schmerzmittel ausgeführt werden, selbst an Kindern; von Verbandsmaterial, das nach der Behandlung ausgewaschen und sterilisiert werden muss; von jungen Müttern, die 24 Stunden nach einem Kaiserschnitt die Klinik verlassen müssen, um Platz für die nächste Geburt freizumachen.

Die Ärzte seien überlastet, so Paravanta. Sogar erfahrene Kollegen sagen zu ihr, sie hätten derartig katastrophale Umstände noch nie gesehen. Neunmal mussten die Krankenhäuser nach Aufforderung der israelischen Armee evakuiert werden. Viele Ärzte mussten Patienten im Stich lassen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Im Gespräch erzählt Parvanta auch von Kollegen, die von israelischen Soldaten getötet wurden, manche sogar während ihrer Arbeit am Patientenbett. Sie würde sich wünschen, dass die Vorfälle völkerrechtlich aufgeklärt werden, viel Hoffnung hat sie aber nicht. 2015 hat die US-Armee ein Krankenhaus der Hilfsorganisation in Kundus, im Norden Afghanistans, zerstört und dabei 42 Menschen getötet, darunter 14 Mitarbeiter. Seither werde das Völkerrecht immer wieder verletzt, ohne dass die Kriegsparteien Konsequenzen fürchten müssten, sagt Parvanta.

Die Chefin von Ärzte ohne Grenzen fragt sich deshalb: "Wenn wir selbst das Minimum, worauf wir uns als Weltgemeinschaft geeinigt haben – nämlich, dass wir im Krieg das Recht auf medizinische Versorgung beachten – jetzt hier über Bord werfen: Wer guckt dann noch nach Sudan und Haiti, wo sowieso keiner hinguckt?"

Empfehlung von Parnian Parvanta

Die Ärztin empfiehlt den Roman „Die Hälfte der Sonne“ von der nigerianischen Bestseller-Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. "Wenn ich die Bücher anfange zu lesen, dann kann ich meistens nicht aufhören", sagt Parnian Parvanta. Im Buch geht es um den Krieg in Biafra, wo 1967 die Igbo-Bevölkerung ihre Unabhängigkeit von Nigeria ausgerufen hatte. Der Aufstand wurde von der nigerianischen Armee mit der Unterstützung von Großbritannien, der Sowjetunion und den USA auf brutaler Weise zerschlagen, der Krieg forderte mehr als eine Million Todesopfer. Biafra wurde 1970 wieder von Nigeria annektiert. In Adichies Roman steht eine Familie im Mittelpunkt. Wie diese mit der Kriegssituation umgeht, hat Parnian Parvanta "sehr berührt".

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