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Lastenheft und Pflichtenheft – IT-Berufe-Podcast #189
Manage episode 433722216 series 1711672
Die Unterscheidung von Lastenheft und Pflichtenheft ist Thema der einhundertneunundachzigsten Episode des IT-Berufe-Podcasts.
Inhalt
Kurzübersicht Lastenheft
- Definition laut DIN 69901-5: „vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrages“.
- Verfasst von: Auftraggeber, also aus Sicht des Kunden.
- Inhalt: Lösungsneutrale funktionale und nicht-funktionale Anforderungen an ein Produkt, eine zu erstellende Software oder ein Projektergebnis aus Sicht des Auftraggebers.
- Fragen: WAS soll erreicht werden? WARUM ist das wichtig? WOFÜR wird das benötigt? WER will das haben?
- Ziel: Basis, um Angebote von potenziellen Auftragnehmern einzuholen. Es bildet die Grundlage für das vom Auftragnehmer zu erstellende Pflichtenheft.
- Rechtliche Relevanz: keine
- Mögliche Inhalte
- Anforderungen der Stakeholder (z.B. Fachlichkeit, Regualatorik, Usability, Performance, Hardware-/Netwerk-/Softwareumgebung)
- Ist-Zustand und Soll-Zustand
- Abnahmekriterien für die Prüfung, ob die Anforderungen erfüllt sind
- Einschränkungen bei zu verwendenden Technologien
- Anforderungen an den Auftragnehmer (z.B. Zertifizierung)
- Schnittstellen
- Sonstige Anforderungen (z.B. Dauer, Kosten, Meilensteine)
Kurzübersicht Pflichtenheft
- Definition laut DIN 69901-5: „vom Auftragnehmer erarbeitete[n] Realisierungsvorgaben aufgrund der Umsetzung des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenhefts“.
- Verfasst von: Auftragnehmer, also aus Sicht des Dienstleisters.
- Inhalt: Vorschlag für technische Lösung der Anforderungen aus dem Lastenheft.
- Fragen: WIE sollen die Anforderungen umgesetzt werden? WELCHE Technologien kommen zum Einsatz?
- Ziel: Konkretes Angebot eines Auftragnehmers, um die Anforderungen aus dem Lastenheft des Auftraggebers zu erfüllen. Basis für die Kalkulation von Kosten/Aufwänden und das Erstellen eines Angebots. Definiert die Vorgaben für die spätere Implementierung.
- Rechtliche Relevanz: wird Vertragsbestandteil und dient zur Abnahme der erbrachten Leistung
- Mögliche Inhalte
- Spezifikationen des geplanten Ergebnisses bzw. die technische Realisierung, z.B. Architektur, Technologien, UML-Diagramme, ER-Modelle, geplante Prozessabläufe, UI-Entwürfe
- Entwicklungsprozess, Projektplan mit Meilensteinen, Vorgaben zur Kommunikation
- Ressourcen wie konkrete Personen, Subunternehmen, Technologien
Definitionen aus dem IT-Handbuch
Beginnen wir mit einer Definition der Begriffe. Dafür schaue ich immer gerne in das IT-Handbuch*, das bis vor einigen Jahren noch der „offizielle“ Prüfungsbegleiter war und als Nachschlagewerk mit in die Prüfung genommen werden durfte. Dort werden Lasten- und Pflichtenheft wie folgt definiert:
Lastenheft
Das Lastenheft enthält alle Forderungen des Auftraggebers (Kunden) an die Lieferungen und/oder Leistungen eines Auftragnehmers. Die Forderungen sind aus Anwendersicht einschließlich aller Randbedingungen zu beschreiben. Diese sollten quantifizierbar und prüfbar sein. Im Lastenheft wird definiert, was für eine Aufgabe vorliegt und wofür diese zu lösen ist.
Pflichtenheft
Das Pflichtenheft enthält das vom Auftragnehmer erarbeitete Realisierungsvorhaben auf der Grundlage des Lastenheftes. Das Pflichtenheft enthält als Anlage das Lastenheft. Im Pflichtenheft werden die Anwendervorgaben detailliert und in einer Erweiterung die Realisierungsforderungen unter Berücksichtigung konkreter Lösungsansätze beschrieben. Im Pflichtenheft wird definiert, wie und womit die Forderungen zu realisieren sind.
Gut verständlich finde ich auch die Erläuterungen in der Wikipedia, die sich auf die DIN 69901 stützen (die leider nicht kostenfrei verfügbar ist):
Gemäß DIN 69901-5 […] beschreibt das Lastenheft die „vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrages“. Das Lastenheft beschreibt in der Regel somit, was und wofür etwas gemacht werden soll. [Herv. d. Verf.]
Das Pflichtenheft beschreibt in konkreter Form, wie der Auftragnehmer die Anforderungen des Auftraggebers zu lösen gedenkt – das sogenannte wie und womit. […] Laut DIN 69901-5 umfasst das Pflichtenheft die „vom Auftragnehmer erarbeiteten Realisierungsvorgaben aufgrund der Umsetzung des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenhefts“. [Herv. d. Verf.]
Vor- und Nachteile von Lasten- und Pflichtenheft
- Gute Planungssicherheit für den Auftraggeber. Er weiß genau, was er bekommt und wie teuer es wird.
- Eher starres Vorgehen ist nur geeignet für Projekte, die für einen langen Zeitraum unverändert bleiben (Wasserfallmodell).
- Das Erstellen der Dokumente ist sehr aufwändig und zeitintensiv.
- In agilen Vorgehensmodellen wie Scrum werden sie nicht verwendet.
- Alternative: Arbeit in Inkrementen, Minimum Viable Product
Relevanz für die Praxis und die IHK-Projektarbeit
Lasten- und Pflichtenheft sind zwei Artefakte, die ich in (fast) jeder IHK-Projektdokumentation erwarte. Da die Abschlussprojekte eine genaue Zeitvorgabe haben (40 bzw. 80 Stunden) und auch die Anforderungen zu Beginn komplett feststehen (sollten), eignen sich Lasten- und Pflichtenheft gut für die Dokumentation der Anforderungen.
Wenn man eine Priorisierung durchführen müsste, würde ich mehr Gewicht auf das Pflichtenheft legen, da dieses die Grundlage für den Vertrag zur Erstellung der Software ist. Das heißt, die Abnahme am Ende des Projekts erfolgt „gegen“ das Pflichtenheft. Was dort nicht enthalten ist, wird auch nicht umgesetzt.
Das ist übrigens auch eine häufige Frage im Fachgespräch: Warum ist das Pflichtenheft so wichtig? Weil es Vertragsbestandteil ist. Die Abgrenzung zwischen Lasten- und Pflichtenheft wird übrigens auch gerne als Prüfungsfrage (schriftlich und mündlich) genommen.
Aber auch im realen Leben haben Lasten- und Pflichtenheft ihre Daseinsberechtigung in bestimmten Projekten, z.B. wenn es um sicherheitskritische Produkte geht, die nicht „mal eben“ agil entwickelt werden können/dürfen.
Wer erstellt das Lasten- und Pflichtenheft?
Wie die Definitionen oben nahelegen, sollte im Rahmen des IHK-Abschlussprojekts das Lastenheft vom Kunden bzw. der Kundin erstellt werden und das Pflichtenheft vom Prüfling. Der/die Kund:in formuliert, was er/sie gerne hätte (also die fachlichen Anforderungen), und der Prüfling definiert die dazu passende konkrete technische Lösung.
In der Praxis ist es allerdings häufig so, dass Kunden ihre Anforderungen gar nicht genau kennen, geschweige denn sie so formulieren können, dass ein:e ITler:in sie versteht. Daher spricht nichts dagegen, dass Prüflinge schon beim Erstellen des Lastenhefts mitarbeiten.
Wenn du genau in die Zeitplanung von Gerdas und Markus‘ Dokumentation schaust, wirst du feststellen, dass bei uns im Unternehmen genau so gearbeitet wird. Es wurde nämlich im Rahmen der Projektplanung Zeit für die Unterstützung des Fachbereichs bei der Erstellung des Lastenhefts eingeplant. Die Entwickler:innen helfen den Kunden z.B. bei der Formulierung der Anforderungen, aber auch bei deren Identifikation. Gute Methoden dafür sind z.B. Brainstorming oder Interviews.
Aufbau und Formulierung
Zu Inhalt, Aufbau und (gerade für die Projektdokumentation interessant) Formulierung von Lasten- und Pflichtenheft gibt es keine harten Vorgaben. Letztlich bestehen beide Artefakte aus Prosa.
Lastenheft
Ich persönlich würde einen etwas „moderneren“ Ansatz wählen und im Lastenheft User-Storys verwenden (für Beispiele verweise ich wieder auf die beiden obigen Dokumentationen). Durch diese Vorgabe wird man bei der einheitlichen Formulierung unterstützt und muss sich nicht alles neu ausdenken.
Es gibt aber auch andere Ansätze, wie z.B. die richtig „enterprisey“ Volere-Templates. Da ist allein das Inhaltsverzeichnis aller möglichen Anforderungen schon ellenlang.
Pflichtenheft
Das Pflichtenheft sollte dann natürlich einige konkrete technische Artefakte beinhalten, da es ja so spezifisch wie möglich sein muss. Ich beschreibe es immer gerne so: Das Pflichtenheft muss man einem/einer Softwareentwickler:in ohne Kommentar auf den Tisch legen können und er/sie entwickelt dann allein auf dieser Basis die gewünschte Software. Dass das in der Praxis so nicht funktioniert (und auch nicht meine präferierte Umgangsweise ist) ist hoffentlich klar.
Man kann aber durchaus alle in der Entwurfsphase erstellten Artefakte ins Pflichtenheft packen: Use-Case-Diagramm, Klassendiagramm, Komponentendiagramm, ERM, Tabellenmodell, GUI-Mockups, Testszenarien usw. Wie gesagt: Was nicht im Pflichtenheft steht, wird nicht umgesetzt (und nicht bezahlt).
Berücksichtigung in der IHK-Projektdokumentation
Da sowohl Lasten-, als auch Pflichtenheft recht lang werden können, empfehle ich, in der Projektdokumentation ausschließlich Ausschnitte daraus abzubilden. Und damit meine ich nicht Deckblatt und Inhaltsverzeichnis (habe ich leider schon oft so gesehen), sondern die konkreten Anforderungen bzw. Lösungsvorschläge. Also zeig bitte interessante Inhalte und nicht unwichtigen Kram.
Da die Seiten in der Projektdokumentation begrenzt sind, kann man vielleicht sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Lasten-/Pflichtenheft sowie projektrelevante technische Inhalte daraus in nur einem Anhang zeigen. Beispiel: Das Pflichtenheft enthält ein Komponentendiagramm der geplanten Anwendung. Dann könnte der einseitige Auszug aus dem Pflichtenheft (die Seiten mit dem Komponentendiagramm) im Anhang der Dokumentation sowohl im Kapitel „Architektur“, als auch im Kapitel „Pflichtenheft“ referenziert werden. Einmal wird eben auf das Diagramm verwiesen und einmal auf das Pflichtenheft als erstelltes Artefakt.
Ich persönlich würde aber eher die für die Artefakte spezifischen Inhalte zeigen, also die formulierten Anforderungen. Denn das ist der eigentlich interessante Inhalt der beiden Dokumente im Rahmen der Projektdokumentation. Gerda und Markus haben das auch so gemacht.
Fazit
Lasten- und Pflichtenheft sind zwei wichtige Artefakte, die sowohl im richtigen Leben, als auch in der IHK-Abschlussprüfung relevant sind. Schau dir die Definitionen und einige Beispiele in Ruhe an und lerne sie auch für die Prüfung.
Literaturempfehlungen
Links
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- Was? Pflichtenheft und Lastenheft sind nicht dasselbe?
- DIN 69901 – Wikipedia
- Lastenheft – Wikipedia
- Pflichtenheft – Wikipedia
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203 قسمت
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Die Unterscheidung von Lastenheft und Pflichtenheft ist Thema der einhundertneunundachzigsten Episode des IT-Berufe-Podcasts.
Inhalt
Kurzübersicht Lastenheft
- Definition laut DIN 69901-5: „vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrages“.
- Verfasst von: Auftraggeber, also aus Sicht des Kunden.
- Inhalt: Lösungsneutrale funktionale und nicht-funktionale Anforderungen an ein Produkt, eine zu erstellende Software oder ein Projektergebnis aus Sicht des Auftraggebers.
- Fragen: WAS soll erreicht werden? WARUM ist das wichtig? WOFÜR wird das benötigt? WER will das haben?
- Ziel: Basis, um Angebote von potenziellen Auftragnehmern einzuholen. Es bildet die Grundlage für das vom Auftragnehmer zu erstellende Pflichtenheft.
- Rechtliche Relevanz: keine
- Mögliche Inhalte
- Anforderungen der Stakeholder (z.B. Fachlichkeit, Regualatorik, Usability, Performance, Hardware-/Netwerk-/Softwareumgebung)
- Ist-Zustand und Soll-Zustand
- Abnahmekriterien für die Prüfung, ob die Anforderungen erfüllt sind
- Einschränkungen bei zu verwendenden Technologien
- Anforderungen an den Auftragnehmer (z.B. Zertifizierung)
- Schnittstellen
- Sonstige Anforderungen (z.B. Dauer, Kosten, Meilensteine)
Kurzübersicht Pflichtenheft
- Definition laut DIN 69901-5: „vom Auftragnehmer erarbeitete[n] Realisierungsvorgaben aufgrund der Umsetzung des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenhefts“.
- Verfasst von: Auftragnehmer, also aus Sicht des Dienstleisters.
- Inhalt: Vorschlag für technische Lösung der Anforderungen aus dem Lastenheft.
- Fragen: WIE sollen die Anforderungen umgesetzt werden? WELCHE Technologien kommen zum Einsatz?
- Ziel: Konkretes Angebot eines Auftragnehmers, um die Anforderungen aus dem Lastenheft des Auftraggebers zu erfüllen. Basis für die Kalkulation von Kosten/Aufwänden und das Erstellen eines Angebots. Definiert die Vorgaben für die spätere Implementierung.
- Rechtliche Relevanz: wird Vertragsbestandteil und dient zur Abnahme der erbrachten Leistung
- Mögliche Inhalte
- Spezifikationen des geplanten Ergebnisses bzw. die technische Realisierung, z.B. Architektur, Technologien, UML-Diagramme, ER-Modelle, geplante Prozessabläufe, UI-Entwürfe
- Entwicklungsprozess, Projektplan mit Meilensteinen, Vorgaben zur Kommunikation
- Ressourcen wie konkrete Personen, Subunternehmen, Technologien
Definitionen aus dem IT-Handbuch
Beginnen wir mit einer Definition der Begriffe. Dafür schaue ich immer gerne in das IT-Handbuch*, das bis vor einigen Jahren noch der „offizielle“ Prüfungsbegleiter war und als Nachschlagewerk mit in die Prüfung genommen werden durfte. Dort werden Lasten- und Pflichtenheft wie folgt definiert:
Lastenheft
Das Lastenheft enthält alle Forderungen des Auftraggebers (Kunden) an die Lieferungen und/oder Leistungen eines Auftragnehmers. Die Forderungen sind aus Anwendersicht einschließlich aller Randbedingungen zu beschreiben. Diese sollten quantifizierbar und prüfbar sein. Im Lastenheft wird definiert, was für eine Aufgabe vorliegt und wofür diese zu lösen ist.
Pflichtenheft
Das Pflichtenheft enthält das vom Auftragnehmer erarbeitete Realisierungsvorhaben auf der Grundlage des Lastenheftes. Das Pflichtenheft enthält als Anlage das Lastenheft. Im Pflichtenheft werden die Anwendervorgaben detailliert und in einer Erweiterung die Realisierungsforderungen unter Berücksichtigung konkreter Lösungsansätze beschrieben. Im Pflichtenheft wird definiert, wie und womit die Forderungen zu realisieren sind.
Gut verständlich finde ich auch die Erläuterungen in der Wikipedia, die sich auf die DIN 69901 stützen (die leider nicht kostenfrei verfügbar ist):
Gemäß DIN 69901-5 […] beschreibt das Lastenheft die „vom Auftraggeber festgelegte Gesamtheit der Forderungen an die Lieferungen und Leistungen eines Auftragnehmers innerhalb eines Auftrages“. Das Lastenheft beschreibt in der Regel somit, was und wofür etwas gemacht werden soll. [Herv. d. Verf.]
Das Pflichtenheft beschreibt in konkreter Form, wie der Auftragnehmer die Anforderungen des Auftraggebers zu lösen gedenkt – das sogenannte wie und womit. […] Laut DIN 69901-5 umfasst das Pflichtenheft die „vom Auftragnehmer erarbeiteten Realisierungsvorgaben aufgrund der Umsetzung des vom Auftraggeber vorgegebenen Lastenhefts“. [Herv. d. Verf.]
Vor- und Nachteile von Lasten- und Pflichtenheft
- Gute Planungssicherheit für den Auftraggeber. Er weiß genau, was er bekommt und wie teuer es wird.
- Eher starres Vorgehen ist nur geeignet für Projekte, die für einen langen Zeitraum unverändert bleiben (Wasserfallmodell).
- Das Erstellen der Dokumente ist sehr aufwändig und zeitintensiv.
- In agilen Vorgehensmodellen wie Scrum werden sie nicht verwendet.
- Alternative: Arbeit in Inkrementen, Minimum Viable Product
Relevanz für die Praxis und die IHK-Projektarbeit
Lasten- und Pflichtenheft sind zwei Artefakte, die ich in (fast) jeder IHK-Projektdokumentation erwarte. Da die Abschlussprojekte eine genaue Zeitvorgabe haben (40 bzw. 80 Stunden) und auch die Anforderungen zu Beginn komplett feststehen (sollten), eignen sich Lasten- und Pflichtenheft gut für die Dokumentation der Anforderungen.
Wenn man eine Priorisierung durchführen müsste, würde ich mehr Gewicht auf das Pflichtenheft legen, da dieses die Grundlage für den Vertrag zur Erstellung der Software ist. Das heißt, die Abnahme am Ende des Projekts erfolgt „gegen“ das Pflichtenheft. Was dort nicht enthalten ist, wird auch nicht umgesetzt.
Das ist übrigens auch eine häufige Frage im Fachgespräch: Warum ist das Pflichtenheft so wichtig? Weil es Vertragsbestandteil ist. Die Abgrenzung zwischen Lasten- und Pflichtenheft wird übrigens auch gerne als Prüfungsfrage (schriftlich und mündlich) genommen.
Aber auch im realen Leben haben Lasten- und Pflichtenheft ihre Daseinsberechtigung in bestimmten Projekten, z.B. wenn es um sicherheitskritische Produkte geht, die nicht „mal eben“ agil entwickelt werden können/dürfen.
Wer erstellt das Lasten- und Pflichtenheft?
Wie die Definitionen oben nahelegen, sollte im Rahmen des IHK-Abschlussprojekts das Lastenheft vom Kunden bzw. der Kundin erstellt werden und das Pflichtenheft vom Prüfling. Der/die Kund:in formuliert, was er/sie gerne hätte (also die fachlichen Anforderungen), und der Prüfling definiert die dazu passende konkrete technische Lösung.
In der Praxis ist es allerdings häufig so, dass Kunden ihre Anforderungen gar nicht genau kennen, geschweige denn sie so formulieren können, dass ein:e ITler:in sie versteht. Daher spricht nichts dagegen, dass Prüflinge schon beim Erstellen des Lastenhefts mitarbeiten.
Wenn du genau in die Zeitplanung von Gerdas und Markus‘ Dokumentation schaust, wirst du feststellen, dass bei uns im Unternehmen genau so gearbeitet wird. Es wurde nämlich im Rahmen der Projektplanung Zeit für die Unterstützung des Fachbereichs bei der Erstellung des Lastenhefts eingeplant. Die Entwickler:innen helfen den Kunden z.B. bei der Formulierung der Anforderungen, aber auch bei deren Identifikation. Gute Methoden dafür sind z.B. Brainstorming oder Interviews.
Aufbau und Formulierung
Zu Inhalt, Aufbau und (gerade für die Projektdokumentation interessant) Formulierung von Lasten- und Pflichtenheft gibt es keine harten Vorgaben. Letztlich bestehen beide Artefakte aus Prosa.
Lastenheft
Ich persönlich würde einen etwas „moderneren“ Ansatz wählen und im Lastenheft User-Storys verwenden (für Beispiele verweise ich wieder auf die beiden obigen Dokumentationen). Durch diese Vorgabe wird man bei der einheitlichen Formulierung unterstützt und muss sich nicht alles neu ausdenken.
Es gibt aber auch andere Ansätze, wie z.B. die richtig „enterprisey“ Volere-Templates. Da ist allein das Inhaltsverzeichnis aller möglichen Anforderungen schon ellenlang.
Pflichtenheft
Das Pflichtenheft sollte dann natürlich einige konkrete technische Artefakte beinhalten, da es ja so spezifisch wie möglich sein muss. Ich beschreibe es immer gerne so: Das Pflichtenheft muss man einem/einer Softwareentwickler:in ohne Kommentar auf den Tisch legen können und er/sie entwickelt dann allein auf dieser Basis die gewünschte Software. Dass das in der Praxis so nicht funktioniert (und auch nicht meine präferierte Umgangsweise ist) ist hoffentlich klar.
Man kann aber durchaus alle in der Entwurfsphase erstellten Artefakte ins Pflichtenheft packen: Use-Case-Diagramm, Klassendiagramm, Komponentendiagramm, ERM, Tabellenmodell, GUI-Mockups, Testszenarien usw. Wie gesagt: Was nicht im Pflichtenheft steht, wird nicht umgesetzt (und nicht bezahlt).
Berücksichtigung in der IHK-Projektdokumentation
Da sowohl Lasten-, als auch Pflichtenheft recht lang werden können, empfehle ich, in der Projektdokumentation ausschließlich Ausschnitte daraus abzubilden. Und damit meine ich nicht Deckblatt und Inhaltsverzeichnis (habe ich leider schon oft so gesehen), sondern die konkreten Anforderungen bzw. Lösungsvorschläge. Also zeig bitte interessante Inhalte und nicht unwichtigen Kram.
Da die Seiten in der Projektdokumentation begrenzt sind, kann man vielleicht sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Lasten-/Pflichtenheft sowie projektrelevante technische Inhalte daraus in nur einem Anhang zeigen. Beispiel: Das Pflichtenheft enthält ein Komponentendiagramm der geplanten Anwendung. Dann könnte der einseitige Auszug aus dem Pflichtenheft (die Seiten mit dem Komponentendiagramm) im Anhang der Dokumentation sowohl im Kapitel „Architektur“, als auch im Kapitel „Pflichtenheft“ referenziert werden. Einmal wird eben auf das Diagramm verwiesen und einmal auf das Pflichtenheft als erstelltes Artefakt.
Ich persönlich würde aber eher die für die Artefakte spezifischen Inhalte zeigen, also die formulierten Anforderungen. Denn das ist der eigentlich interessante Inhalt der beiden Dokumente im Rahmen der Projektdokumentation. Gerda und Markus haben das auch so gemacht.
Fazit
Lasten- und Pflichtenheft sind zwei wichtige Artefakte, die sowohl im richtigen Leben, als auch in der IHK-Abschlussprüfung relevant sind. Schau dir die Definitionen und einige Beispiele in Ruhe an und lerne sie auch für die Prüfung.
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