Wie denkt eine Klimaaktivistin über neue Technologien? Michelle Reichelt
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Michelle Reichelt ist Vollzeitaktivistin beim Klimastreik. Sie spricht über die Vielschichtigkeit der Klimakrise, was neue Technologien und Innovation mit dem Klima zu tun haben, warum wir oft zu kurzfristig denken, und was sie sich wünscht für die Zukunft.
Kernaussagen:
Das Klima ist ein übergeordnetes Thema, das viele andere Themenbereiche zusammenfasst. Warum haben wir so einen hohen Ausstoss von Treibhausgasen? Weil der Kapitalismus endloses Wachstum vorgaukelt. Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass man einfach nicht mehr fliegen oder autofahren soll. Doch warum fahren Leute so viel Auto? Weil sie auf dem Land wohnen, weil der Wohnraum in der Stadt so teuer ist. Es gibt viele soziale Geflechte und Probleme, die man nicht von heute auf morgen lösen kann.
Die Klimaforschung sagt ganz klar, dass wir auf einen Abgrund zurasen. Wir haben bereits Kipppunkte erreicht, die nicht mehr umkehrbar sind und andere, die wir noch gar nicht genau abschätzen können. Wenn wir so weitermachen, geht es nicht mehr lange gut. Dass es schlimm wird, kann man jetzt schon sagen.
Effizienz finde ich ein schlimmes Wort, es ist der Ingebriff des Spätkapitalismus. Der Velokurier ist nicht mehr schnell genug, man braucht auch noch eine Lieferdrohne, die Lärm produziert und Daten aufnimmt. Ich sehe schon, dass eine Steigerung möglich ist, doch brauchen wir das?
Der Kapitalismus lebt davon, dass wir unsere Werte verraten für kurzfristige Gewinne. Wir sind umgeben von einer Art Kaltblütigkeit, und das führt zu einem Werteverlust in der Gesellschaft.
Ich dachte auch einmal, dass es cool wäre, wenn es eine Technologie gibt, die CO2 aus der Luft saugt und im Boden vergräbt, doch das würde unser Problem mit dem Klima null lösen. Es ist nur Symptombekämpfung. Die Wurzel des Problems ist unser kapitalistisches Wirtschaftssystem.
Menschen sind immer noch viel kreativer als jegliche Maschinen oder künstliche Intelligenz. Wir wären auch gar nicht bereit, auf eine Maschine zu hören. Jetzt misstrauen wir ja sogar wissenschaftlichen Daten und zweifeln sie an. Wie sollen wir da auf eine künstliche Intelligenz hören, die uns Lösungen vorschlägt?
Ich finde es absurd, dass zum Beispiel Eletkroautos die Revolution für den Strassenverkehr sein sollen. Man sollte mehr nachdenken, als einfach die erstbeste Lösung zu nehmen. Anstatt den Verkehr zu verbessern, sollten wir uns fragen, brauchen wir den Verkehr überhaupt?
Es ist doch seltsam, wenn man sagt, dass man die erste Version einer neuen Technologie nicht kaufen soll, weil sie noch Bugs hat. Warum? Man sollte doch lieber etwas auf den Markt bringen, das schon durchdacht ist und funktioniert. Man braucht nicht jedes Jahr ein neues Gerät, alle zehn Jahre reicht ja auch.
Ich wünsche mir, dass wir mehr Zeit miteinander haben, dass wir uns mehr Zeit nehmen, einander zu verstehen, dass wir uns Zeit nehmen, Gemeinschaften aufzubauen. Natürlich wünsche ich mir auch den Ausstieg aus den fossilen Energien, aber ich glaube, wenn wir uns füreinander mehr Zeit nehmen, dann haben wir auch gar keine Zeit mehr, die Erde kaputtzumachen und auszubeuten.
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Im Deep Technology Podcast sprechen Menschen in der Schweiz über die Rolle neuer Technologien in ihrer Arbeit und ihrem Leben.
Projekt- und Medienpartner dieser Episode: Digitale Gesellschaft (www.digiges.ch) und nau.ch (www.nau.ch). Dieser Podcast ist möglich dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, der Ernst Göhner Stiftung und Kultur Wetzikon. Konzept und Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars. Mehr Infos zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf www.deeptechnology.ch.
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