Reportagen, Dokumentationen, Biografien und investigative Recherchen: Die Feature AutorInnen gehen auf Entdeckungsreise und recherchieren Themen, die bewegen. Dafür reisen sie um die ganze Welt - oder nach nebenan.
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Nackt gegen die Kolonialherrschaft: Krieg der Frauen in Nigeria
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Der Protest einer Nigerianerin eskaliert nach dem 2.12.1929 zum Krieg tausender Frauen gegen die britische Kolonialherrschaft. Die gerät stärker ins Wanken als je zuvor.
Ab 1861 erobern die Briten Nigeria. 1914 erklären sie das westafrikanische Land zur Kolonie. Weil ihre Gewinne nicht so hoch ausfallen, wie sie erwartet haben, müssen die Einheimischen auch noch Steuern bezahlen. Das betrifft nur die Männer und zunächst nur jene im Norden Nigerias. Doch 1928 sind auch die Männer in den südöstlichen Provinzen rund um das Niger-Delta an der Reihe - ungeachtet erster Proteste.
Im November 1929 bringt eine Volkszählung das Fass zum Überlaufen. Es verbreitet sich das Gerücht, auch Frauen würden künftig besteuert - woher die Frauen das Geld nehmen sollen, ist unklar. Frauen-Gruppen verlangen eine schriftliche Erklärung, dass sie steuerfrei bleiben.
Am 2. Dezember 1929 wird der örtliche Vertreter der Kolonialverwaltung des Dorfes Oloko seines Amtes enthoben und inhaftiert, um die Lage zu beruhigen. Doch das passiert nicht. Mehrere tausend Frauen nehmen an Großdemonstrationen teil, bewaffnet mit Palmwedeln und Zweigen. Die Proteste gipfeln im Massaker von Egwanga: Mehr als 2.000 Frauen sind gekommen, um für ihre Forderungen zu kämpfen. Mehr als 30 Frauen werden von Soldaten erschossen.
Es werden Untersuchungen eingeleitet. Nach ihrem Abschluss müssen viele britische Vertreter ihren Hut nehmen. Die einheimischen Frauen bekommen mehr Rechte. Organisierten Protest von Frauen gibt es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder. Auch nachdem Nigeria ab 1960 unabhängig ist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
- wie das Ritual "Sitting on the Man" den Krieg von 1929 mitentscheidet,
- wie die "Warrant Chiefs" im Auftrag der Kolonialverwaltung die Bevölkerung ausnehmen,
- warum der Begriff "Aba Riots" ("Unruhen von Aba") zu kurz greift,
- warum auch heute noch nigerianische Frauen manchmal zu den Protestmitteln von damals greifen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Rita Schäfer, freiberufliche Afrikawissenschaftlerin, Essen
- Ekwere Otu Akpan, Violetta I. Ekpo: The Women's War of 1929. Calabar 1988
- Marc Matera; Misty L. Bastian; Susan Kingsley Kent: The Women's War of 1929 - Gender and Violence in Colonial Nigeria. Großbritannien 2012
- Lola Zee: Aba Women Riots - Women At The Frontline of Social Change, 2012
- Onyka Igwe: Sitting on a Man | Re-imagining Igbo women's protest through dance
Weiterführende Links:
- BR: Warum es einen spezifisch afrikanischen Feminismus braucht
- DLF: Demokratie und Frauenrechte - Afrikas Frauen stehen auf
Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!
Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.
Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Edda Dammmüller
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Inci Suvak
Technik: Sascha Schiemann
661 قسمت
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Der Protest einer Nigerianerin eskaliert nach dem 2.12.1929 zum Krieg tausender Frauen gegen die britische Kolonialherrschaft. Die gerät stärker ins Wanken als je zuvor.
Ab 1861 erobern die Briten Nigeria. 1914 erklären sie das westafrikanische Land zur Kolonie. Weil ihre Gewinne nicht so hoch ausfallen, wie sie erwartet haben, müssen die Einheimischen auch noch Steuern bezahlen. Das betrifft nur die Männer und zunächst nur jene im Norden Nigerias. Doch 1928 sind auch die Männer in den südöstlichen Provinzen rund um das Niger-Delta an der Reihe - ungeachtet erster Proteste.
Im November 1929 bringt eine Volkszählung das Fass zum Überlaufen. Es verbreitet sich das Gerücht, auch Frauen würden künftig besteuert - woher die Frauen das Geld nehmen sollen, ist unklar. Frauen-Gruppen verlangen eine schriftliche Erklärung, dass sie steuerfrei bleiben.
Am 2. Dezember 1929 wird der örtliche Vertreter der Kolonialverwaltung des Dorfes Oloko seines Amtes enthoben und inhaftiert, um die Lage zu beruhigen. Doch das passiert nicht. Mehrere tausend Frauen nehmen an Großdemonstrationen teil, bewaffnet mit Palmwedeln und Zweigen. Die Proteste gipfeln im Massaker von Egwanga: Mehr als 2.000 Frauen sind gekommen, um für ihre Forderungen zu kämpfen. Mehr als 30 Frauen werden von Soldaten erschossen.
Es werden Untersuchungen eingeleitet. Nach ihrem Abschluss müssen viele britische Vertreter ihren Hut nehmen. Die einheimischen Frauen bekommen mehr Rechte. Organisierten Protest von Frauen gibt es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder. Auch nachdem Nigeria ab 1960 unabhängig ist.
In diesem Zeitzeichen erzählt Edda Dammmüller:
- wie das Ritual "Sitting on the Man" den Krieg von 1929 mitentscheidet,
- wie die "Warrant Chiefs" im Auftrag der Kolonialverwaltung die Bevölkerung ausnehmen,
- warum der Begriff "Aba Riots" ("Unruhen von Aba") zu kurz greift,
- warum auch heute noch nigerianische Frauen manchmal zu den Protestmitteln von damals greifen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Rita Schäfer, freiberufliche Afrikawissenschaftlerin, Essen
- Ekwere Otu Akpan, Violetta I. Ekpo: The Women's War of 1929. Calabar 1988
- Marc Matera; Misty L. Bastian; Susan Kingsley Kent: The Women's War of 1929 - Gender and Violence in Colonial Nigeria. Großbritannien 2012
- Lola Zee: Aba Women Riots - Women At The Frontline of Social Change, 2012
- Onyka Igwe: Sitting on a Man | Re-imagining Igbo women's protest through dance
Weiterführende Links:
- BR: Warum es einen spezifisch afrikanischen Feminismus braucht
- DLF: Demokratie und Frauenrechte - Afrikas Frauen stehen auf
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